Schömberg/Dotternhausen

Unesco erteilt Plettenberg-Bürgerinitiative eine Abfuhr

18.07.2016

von Klaus Irion

Die Bürgerinitiative Pro Plettenberg sucht Unterstützung bei den Verantwortlichen der UNO-Organisation Unesco. Diese erteilt der BI jedoch eine Abfuhr – sehr zum Ärger des BI-Sprechers Martin Stussak.

Unesco erteilt Plettenberg-Bürgerinitiative eine Abfuhr

© Siegfried Seeburger (Archiv)

Sieben Jahre ist es nun schon her, dass die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, besser bekannt unter ihrer englischen Abkürzung „Unesco“, die Schwäbische Alb in ihre weltweiten Biosphärenreservate aufgenommen hat. Und damit auch den Plettenberg. Grund genug für die Bürgerinitiative Pro Plettenberg, sich in ihrem Kampf gegen den sich dort – aller Voraussicht nach ausweitenden – Gesteinsabbau durch das Unternehmen Holcim hilfesuchend an die Unesco zu wenden. Bereits im vergangenen März hatte BI-Sprecher Martin Stussak diesen Schritt in einem Leserbrief angekündigt. Allein, die inzwischen ergangene Antwort des stellvertretenden Generalsekretärs der deutschen Unesco-Kommission, Dr. Lutz Möller, entsprach nicht den Hoffnungen von Stussak und Co.

Zunächst einmal ließ Möller Stussak wissen, was ein Geopark nicht ist. Nämlich kein Schutzgebiet. „Für die Land- und Forstwirtschaft, als auch die allgemeine Wirtschaft inklusive der Rohstoffindustrie entstehen keine neuen Auflagen“, betont der deutsche Unesco-Vertreter. Geoparks förderten die nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft einschließlich der wirtschaftlichen Nutzung, der Siedlungsräume und der Natur. „Unter anderem vernetzt der Geopark dabei unterschiedliche Akteure wie Naturschutz, Tourismus, Wissenschaft und Wirtschaft“, so Möller weiter.

Zum Vorwurf der nach BI-Meinung unsachgemäßen Rekultivierung auf dem Plettenberg konnte Möller keine Stellung nehmen, denn: „Die Kontrolle obliegt den Behörden vor Ort.“ Und selbst falls dieser Sachverhalt zutreffend sei, müsse erst noch diskutiert werden, ob dieser möglicherweise einen Verstoß gegen Kriterien der Unesco darstelle. Dies aber kann nach Möllers Aussage frühestens im Rahmen der nächsten regelmäßigen Evaluierung des Geoparks Schwäbische Alb diskutiert werden.

Bei der jüngsten Evaluierung im Jahr 2013 war auch das Dotternhausener Holcim-Werkforum/Fossilienmuseum als Geopark-Infostelle besucht worden. Ergebnis, so Möller: „Die Prüfer äußersten sich positiv über die Art und Weise des Rohstoffabbaus und der -verarbeitung.“ Die Verwaltung des Geoparks habe Holcim als einen sehr engagierten Partner in den Bereichen Umwelt und Gesellschaft am Standort Dotternhausen und darüber hinaus kennengelernt. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang neben dem Werkforum auch auf den Schiefererlebnispark. Er gelte der Geopark-Verwaltung als „Beispiel für die Übernahme von Verantwortung gegenüber der nächsten Generation“.

In seinem Schreiben wagt Möller auch einen Blick in die nahe Zukunft. Derzeit werde das Verfahren zur Anerkennung und Evaluierung der deutschen Unesco- Geoparks neu aufgesetzt. „Ob und wie bei der nächsten Evaluierung das Angebot von Holcim aufgenommen wird, ein Gespräch oder einen Besuch des Zementwerks wahrzunehmen, wird vor dem Hintergrund der dann wichtigsten Herausforderungen entschieden.“ Gegebenenfalls würde dann auch ein Gespräch mit Landratsamt und Naturschutzbehörde geführt. „Und wir kommen zu jenem Zeitpunkt gegebenenfalls auch auf Sie erneut zu“, lässt der Unesco-Vertreter die BI-Mitstreiter wissen.

BI-Sprecher Martin Stussak ließ Möller inzwischen wissen, dass man in der BI nicht wisse, ob man ob des Schreibens weinen oder lachen sollte. „Allerdings möchten wir auch Ihnen etwas Spaß gönnen, schließlich grenzt Ihre Position, in der Angelegenheit an einen schlechten Witz“, so Stussak. Die Unesco scheine nur das zu schützen, woran weder Staat noch die Industrie Interesse zeigten oder Dinge, bei denen es dem Staat zu teuer sei, Altlasten zu entsorgen. Stussak schließt sein Antwortschreiben mit den Worten „Wie dem auch sei, wir werden für unseren Plettenberg weiter kämpfen, mit oder ohne Unesco und egal was Industrie und Politik wollen.“

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