Dotternhausen

Holcim: „Wir sind nicht Ursache der Balinger Umweltzone“

16.12.2016

von Karl-Otto Müller

Holcim-Chef Dieter Schillo verteidigt sein Unternehmen gegen den Verdacht, NOx-Emissionen des Zementwerks verschlechterten die Werte.

Ursache für Balinger Umweltzone bei Holcim? – Wenngleich mit einem Fragezeichen versehen, hat eben diese Schlagzeile für Dotternhausens Zementhersteller das Fass monatelanger Kritik zum Überlaufen gebracht.

Diesen Zusammenhang ziehen die Mitglieder der Bürgerinitiative Plettenberg just aus Zahlen des Landesamts für Umweltmessungen (LUBW) im Jahre 2012. Es sind die jüngsten Emissionserhebungen für den Landkreis: 15 Tonnen der Stickstoffdioxide (NOx) in Dotternhausen werden danach dem Verkehr zugeschrieben, 1156 Tonnen der Industrie.

„Natürlich ist dies zuvorderst Holcim“, räumt Geschäftsführer Dieter Schillo unumwunden ein. Lässt aber auch sofort ein dickes Aber folgen. „Den Schuh, Verursacher für Balingens Umweltzone zu sein, ziehen wir uns nicht an,“ wehrt Dieter Schillo ab. Hier dürften Emissionen nicht mit Immissionen verwechselt werden: Von der LUBW in 2012 ermittelte Werte stellen die Emissionen dar, errechnet aus Messungen im Zementwerk einerseits und Erhebungen des Verkehrsaufkommens andererseits. So hatten diese beispielsweise in besagtem Zeitraum für die Stadt Balingen einen NOx-Ausstoß von 142 Tonnen ergeben.

Holcim: „Wir sind nicht Ursache der Balinger Umweltzone“

© Holcim

Holcim-Chef Dieter Schillo wehrt sich gegen die Unterstellung, sein Unternehmen sei ursächlich für die drohende Balinger Umweltzone.

Entscheidend für die geforderte Umweltzone indes seien aber sogenannte Immissionswerte – also NOx-Werte, die an dieser Stelle ankommen. Drei Messstationen waren im Jahre 2013 hierfür in Endingen aufgestellt. Sie ergaben wohl Grenzwertüberschreitungen der zulässigen NOx-Werte in geringem, aber ausschlaggebendem Maße.

An dieser NOx-Menge in Endingen aber habe, verweist Dieter Schillo gleichfalls auf Berechnungen des LUBW, das Dotternhausener Zementwerk allenfalls einen Anteil von vier Prozent gehabt.

Schillo spricht bewusst im Perfekt: Gehabt. Obgleich sein Dotternhausener Werk auch 2012 die geforderten Grenzwerte bereits eingehalten hätte, würde laufend in die weitere Verbesserung der Abgasführung und Verbrennung investiert. Er könne heute schon mit gutem Gewissen sagen, dass dieser Wert aus dem Jahre 2012 von 1200 Tonnen NOx in diesem und erst recht im kommenden Jahr fast halbiert werde. Dafür sei für die Klinkerproduktion in eine sogenannte SNCR-Anlage investiert worden – eine Entstickung, die sich mit einer AdBlue-Einrichtung in modernen Dieselmotoren vergleichen ließe.

Bei der Zementproduktion werde dies mit Zugeben von Ammoniak erreicht.

Wie sich dies bei den im Januar und Februar versprochenen neuerlichen Messungen des RP zur erwogenen Umweltzone in Endingen auswirkt? Bei einem Holcim-Anteil von derzeit vier Prozent an den gemessenen NOx-Werten in Endingen – davon gehen die Experten des LUBW aus – dürften diese Verbesserungen im Zementwerk kaum merklichen Niederschlag in künftigen Ergebnissen der Endinger NOx-Messungen haben, vermutet Holcim-Chef Dieter Schillo. Was Beleg dafür wäre, dass Holcim eben nicht ursächlich für die drohende Umweltzone sei.

Ja, vielmehr sei zu befürchten, dass ein in den vergangenen drei Jahren weiter angestiegenes Verkehrsaufkommen sowie der sicherlich höhere Anteil moderner Euro 4- und Euro 5-Diesel mit bekanntermaßen höherem NOx-Ausstoß die Werte in 2017 noch höher ausfallen lassen.

In ihrer Kritik derweil wollen die engagierten „Streiter der Bürgerinitiative Plettenberg“ nicht nachlassen. Dazu gehöre auch die Forderung nach „noch besseren Filteranlagen“. Heute haben sie dazu einen Umweltexperten des Bundes für Umwelt und Naturschutz BUND hinzugezogen – in einem Pressegespräch wollen sie ihre Forderungen ein weiteres Mal fachlich untermauern. Wir werden natürlich berichten.

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