Dotternhausen

Neuer Weg soll den Dorffrieden in Dotternhausen zurückbringen

12.07.2017

von Nicole Leukhardt

Zwei Mediatoren laden am Samstag, 22. Juli, zum ersten Teil eines Dialogverfahrens in die Dotternhausener Festhalle ein. Vertrauensbildung ist das oberste Ziel.

Es geht ihnen weder um den Kalksteinabbau noch um den Umweltschutz oder um Konzerninteressen. Ihr einziges Ziel ist, den Dotternhausener Dorffrieden wieder herzustellen. Professor Dr. Roland Fritz und Dr. Piet Sellke sind Mediatoren der Firma adribo. Ihr Einsatzgebiet ist immer da, wo Bürger, Kommunen, Interessenvertreter oder Firmen aneinander geraten, Vertrauen abhanden gekommen ist und die Fronten verhärtet sind. Am 22. Juli starten sie unter der Leitfrage „Wie können wir gut miteinander leben?“ ein Dialogverfahren, bei dem in Dotternhausen zunächst Fragen, Sorgen und auch Kritik der Bürger rund ums Zusammenleben mit der Firma Holcim im Mittelpunkt stehen sollen.

Neuer Weg soll den Dorffrieden in Dotternhausen zurückbringen

© Nicole Leukhardt

Sie wollen das Rad nicht neu erfinden, aber einen neuen Weg beschreiten: Professor Dr. Roland Fritz (links) und Dr. Piet Sellke hoffen, dass am 22. Juli möglichst viele Interessierte an der ersten Mediationsveranstaltung teilnehmen. Dem Dorffrieden wegen.

„Bei einer Mediation ist entscheidend, dass man allen Seiten zuhört“, weiß Piet Sellke. Damit sind nicht nur Dotternhausener gemeint, sondern alle, die sich für die Arbeit und die Absichten des Zementwerks interessieren. In kleinen, moderierten Gruppen sollen Fragen zum Miteinander mit dem Konzern-Nachbarn gestellt werden dürfen. „Wir wollen die Bürgerschaft bewusst aktivieren und ihnen signalisieren, dass sie gehört werden“, sagt Roland Fritz.

Der Jurist betont, dass es bei einem Mediationsverfahren auf Fairness und Transparenz ankomme. „Alle Interessen sollen auf den Tisch kommen und wir tragen Sorge, dass keinem über den Mund gefahren wird“, bekräftigt Piet Sellke. Der Sozialwissenschaftler weiß, dass in vielen Podiumsdiskussionen vor allem die wenigen Lauten eine Stimme haben. „In kleineren Gruppen traut sich mancher eher, etwas zu sagen“, sagt er.

Von 9 bis 12.30 Uhr oder von 13 bis 16.30 Uhr ist beim ersten Teil dieses Dialogverfahrens Zeit dazu. „Jeder soll die Möglichkeit haben, am Vormittag oder am Nachmittag bei der Veranstaltung dabei sein zu können“, erklärt Piet Sellke die beiden identischen Programmteile. Die Gruppenergebnisse werden in einem abschließenden Podium abgebildet. „Die Kontrolle bleibt dabei zu einhundert Prozent bei den Bürgern. Wir dokumentieren und protokollieren alles, was die Gruppen zu Papier bringen. Ein Mitglied jeder Gruppe liest das Protokoll und gibt uns grünes Licht, danach stellen wir es auf eine eigens eingerichtete Homepage“, beschreibt er das Prozedere. „Im Herbst steht dann eine zweite Veranstaltung an, in der wir die Lösungsvorschläge diskutieren und Antworten von Holcim oder auch von Behörden auf die offenen Fragen präsentieren wollen“, sagt Sellke.

Sabine Schädle, Pressesprecherin von Holcim, sagt: „Wir wollen weiterhin ein guter und akzeptierter Nachbar sein und lassen uns deswegen auf dieses für uns völlig neue Format ein.“ Mit dem Mediationsverfahren, das die Gemeinde selbst in die Wege geleitet hat, habe dieses Angebot nichts zu tun, sagt sie. Dass man dem Konzern vorwerfen könnte, die Mediatoren zu bezahlen und damit das Ergebnis zu lenken, davon gehen die beiden Experten aus. „Diesen Vorwurf hören wir immer, egal wer unser Auftraggeber ist“, sagt Piet Sellke. „Dabei ist dieser Prozess bürgergesteuert, die Menschen tragen das Verfahren, nicht der Konzern“, betont er. Von Vorteil wäre daher, wenn möglichst viele daran teilnehmen. „Wir wollen das Vertrauen wieder herstellen, das abhanden gekommen ist“, sagt er.

Dieter Schillo, Werksleiter, findet dafür deutliche Worte: „Wir wollen zeigen, dass wir seit über siebzig Jahren ein verlässlicher Partner sind und nicht der böse Großkonzern.“

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