Mariaberg

Die Vergänglichkeit lebt in 50 eigenwilligen Werken

12.10.2017

Drei unterschiedliche Ansätze, dem Wesen der Zeit nachzuspüren, zeigt die neue Ausstellung in Mariaberg.

Mit dem Titel „Zeitspuren“ ist die Ausstellung von GYJHO, Andreas Kerstan und Markus Wilke überschrieben. Sie zeigt im Kloster 50 eigenwillige Interpretationen eines philosophischen Themas. SWR-Fernsehmoderator Markus Brock entlockte dem Trio bei der gut besuchten Vernissage interessante Einblicke ins künstlerische Selbstverständnis. Den musikalischen Rahmen gestaltete der Saxofonist Christian Segmehl.

Die Vergänglichkeit lebt in 50 eigenwilligen Werken

© Mariaberg

Eine vielseitige Schau unter dem Motto Zeitspuren ist in Mariaberg zu sehen. Unser Bild zeigt von links GYJHO, Christian Segmehl, Andreas Kersten, Markus Brock, Markus Wilke, Axel Klöss-Fleischmann und Rüdiger Böhm.

Mülltüten, Schrott, Industrieabfälle, gebündelt, fixfertig verpackt fürs Recycling, das ist ein wiederkehrendes Motiv im Werk von Markus Wilke. Wie er auf das Thema gekommen sei, wollte der Moderator vom Reutlinger Künstler wissen. „Müll war für mich der Auslöser zur Beschäftigung mit der Vergänglichkeit“, bekannte Wilke. Seine Werke beginnen zunächst mit Fotosessions, häufig bei Firmen, die Recycling-Abfälle lagern. Erst als zweiten Schritt setzt er seine Eindrücke in ein gemaltes Bild um. Wilke hat die Ausstellung auch als Kurator begleitet. Der Kontakt zur Diakonischen Einrichtung war über eine Bekanntschaft mit dem Mariaberger Künstler Roland Kappel zustande gekommen.

Der Künstler GYJHO träumt davon, körperlich in Bilder eintauchen zu können. Seine Bilder versteht er als Raum, der betreten werden kann. Die Zeit besitzt für ihn eine physikalisch-kosmische Dimension. Mittels digitaler 3D-Technik konstruiert er interaktive Bildwelten. „Kunst ist nur das Medium“, ist der Maler und Weltreisende aus Filderstadt überzeugt. Im Kern gehe es bei der Kunst um das Leben und um die Schöpfung. Aufgabe des Künstlers sei, diese Schöpfung zu ehren. Andreas Kersten präsentiert unter einigen plastischen Werken auch Teile seiner Brockhaus-Edition. In der Skulpturen-Reihe verfremdet er edel gebundene Lexika, die im digitalen Zeitalter anachronistisch geworden sind, und die er haufenweise geschenkt bekommt. Er kombiniert diese mit menschlichen Kopfskulpturen. „Die Idee mit den Büchern sei geklaut“, verrät Kersten augenzwinkernd. Er versteht „Kunst als offenes Projekt, als Teilhabe, als verbindendes Element, als Band zwischen Kulturen und Menschen“.

Markus Brock schnitt beim Interview auch das Thema Kunstmarkt und Vergänglichkeit an. „Der Kunstmarkt hat ein Problem, es gibt zwei Millionen Künstler und nur zwei Käufer“, formulierte Andreas Kersten. Die Szene in Deutschland sei sehr akademisch geprägt. „Was von mir bleibt, sind meine acht Kinder“, bekannte der Künstler mit eigener Galerie in Stuttgart. Allerdings, so verriet er augenzwinkernd, arbeite er noch daran, dem Museum of Modern Art eines seiner Bilder zu spenden.

Info Die Ausstellung „Zeitspuren“ im Kloster Mariaberg läuft bis einschließlich Sonntag, 12. November. Die Öffnungszeiten: Montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 15 Uhr und sonntags von 13.30 bis 16.30 Uhr.

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