Balingen nimmt Abschied von Eugen Fleischmann
30.12.2017
Die Familie, Freunde, frühere Weggefährten und seine Genossen gaben dem ehemaligen Oberbürgermeister am Samstag das letzte Geleit.
Still und mit Würde nahm die Trauergemeinde in der Balinger Friedhofskirche Abschied von Eugen Fleischmann. Der ehemalige Bürgermeister der Kreisstadt war vergangene Woche im Kreis seiner Familie gestorben.
© John Warren
In der Friedhofskirche nahmen die Familie, ehemaligen Weggefährten und Genossen Abschied.
Viele, viele seiner Weggefährten aus der Stadtverwaltung, der Kommunalpolitik und seiner Partei erwiesen dem ersten Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt den letzten Respekt. Pfarrer Christof Seisser erzählte aus Fleischmanns Privatleben. Fleischmann habe seit langem gewusst, dass er gegen seine Krankheit, die ihn seit 13 Jahren begleitet hatte, nicht mehr ankämpfen konnte. Deshalb habe er sich auch frühzeitig mit seinem Abschied beschäftigt und sich gewünscht, dass die Trauerfeier auch unter dem Motto seine Konfirmationsspruches stehe.
„Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes“, heißt es im Johannesevangelium. Worte, so Seisser, die Fleischmann Zeit seines Lebens wichtig waren. Worte, die für einen 14-Jährigen im Nachkriegsdeutschland viel bedeuteten. Seisser erinnerte an einen lebensfrohen Mann, der seine Familie liebte, viel las, gerne reiste und schrieb.
Der aktuelle Balinger Oberbürgermeister Helmut Reitemann lobte die Verdienste Fleischmanns für die Stadt. „Doktor Eugen Fleischmann war eine Person, die eine Ära des Schaffens und Gestaltens verkörperte.“ Unzählige Projekte, die Balingen zu der Stadt machen, die sie heute ist, gingen auf Initiativen Eugen Fleischmanns zurück: der Bau der Stadthalle, die Trassenführung der ausgebauten B 27, die Städtepartnerschaft mit dem französischen Royan, der Bau der Lauwasenschule, der Realschule in Frommern. Und das zukunftsweisende Marktgutachten, dass den Handel in der Innenstadt stärkte und zum Vorbild für viele Städte in Baden-Württemberg wurde.
Sein Vorgänger sei Oberbürgermeister gewesen in einer Zeit, in der die Stadt zu deutlich wuchs und zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region wurde, sagte Reitemann. „Mit Ehrgeiz und Selbstbewusstsein führte Eugen Fleischmann sein Amt aus“, so der heutige Oberbürgermeister. Als Vermittler habe Fleischmann nach der Gemeindereform die Belange aller Stadtteile gerecht berücksichtigt und Balingen zu einer Einheit gemacht.
Fleischmanns langjähriger Genosse Kurt Haigis würdigte die Verdienste des ehemaligen Bürgermeisters. „Als er damals zum Bürgermeister von Balingen gewählt wurde, hat uns das alle stolz gemacht – er war einer von uns.“ Mit großem Mut und Entschlossenheit habe Fleischmann die Entwicklung der Stadt vorangetrieben. In einer Zeit, in der es nach der Gemeindereform in den neuen Ortsteilen Frommern und Weilstetten tiefe Wunden gab. „Das friedliche Zusammenwachsen der Stadt war sein Verdienst“, betonte Haigis.
„Wir Sozialdemokraten verlieren einen Weggefährten und Mitstreiter, einen treuen Genossen.“ Die Verdienste Fleischmanns für Balingen werden lange über seinen Tod hinaus Bestand haben.
