Balingen

Sascha Geršak spielt die Hauptrolle in „Gladbeck“

05.03.2018

von Lydia Wania-Dreher

Im ARD-Zweiteiler „Gladbeck“ spielt der Balinger Sascha Geršak die Hauptrolle. Das ZAK-Interview erzählt er von den Dreharbeiten zum Film über das Geiseldrama von 1988.

Sascha Geršak spielt die Hauptrolle in „Gladbeck“

© ARD Degeto/Ziegler Film/Martin Valentin Menke

Der Balinger Sascha Geršak spielt in „Gladbeck“ den Geiselnehmer Hans-Jürgen Rösner.

Am Mittwoch, 7. und Donnerstag, 8. März zeigt das Erste jeweils um 20.15 Uhr den Zweiteiler „Gladbeck“, die Verfilmung eines der brisantesten Kriminalfälle und aufsehenerregendsten Verbrechen der jüngeren deutschen Geschichte (Themenseite in der ARD-Mediathek mit Trailern). Sascha Alexander Geršak, der in Balingen geboren und aufgewachsen ist, spielt darin die Hauptrolle – den Entführer Hans-Jürgen Rösner. Der 42-Jährige hat mittlerweile in rund 70 Filmen mitgewirkt. Darunter mehrere Tatorte. Im Kinofilm „Fünf Jahre Leben“ spielte er 2013 Murat Kurnaz. Sascha Geršak wurde damals auch für den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller nominiert. Dem ZOLLERN-ALB-KURIER beantwortete er nun zu seinem aktuellen Film einige Fragen.

Herr Geršak, im August 1988 waren Sie zwölf Jahre alt und lebten im beschaulichen Balingen. Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie das Geiseldrama von Gladbeck damals miterlebt haben?

Sascha Geršak: Ich war zu diesem Zeitpunkt mit meinen Eltern im Urlaub – ich habe deshalb nichts davon mitbekommen. Erst als wir aus den Ferien zurückkamen, wurde es ein Thema.

Wann war klar, dass Sie die Rolle des Geiselnehmers Hans-Jürgen Rösner bekommen? Und wie haben Sie sich anschließend darauf vorbereitet?

Geršak: Es gab ein Treffen mit dem Regisseur und anschließendem Casting. Hinterher hat mir Kilian Riedhof gesagt, dass für ihn ziemlich schnell fest stand, dass ich die Rolle spielen sollte.

Es gab im Vorfeld eine Klage von Hans-Jürgen Rösner. Welchen Einfluss hatte das auf den Film?

Wir wussten, dass Rösner mit einer Verfilmung nicht einverstanden war, auf unsere Arbeit am Set hatte das aber keinen Einfluss.

Können Sie die Stimmung am Set beschreiben? Ist es nicht komisch in den Drehpausen mit seinen „Geiseln“ ganz normal zu Mittag zu essen oder macht man sowas dann nicht?

Wie bei den meisten Produktionen waren die Szenen konzentriert und fokussiert. Die Pausen sind wichtig, um die Spannung auch wieder loszulassen – wer die Spannung durchgängig braucht, zieht sich dann in den Mittagspausen eher zurück.

Der Film läuft als Zweiteiler am 7. und am 8. März in der ARD. Werden Sie sich die Ausstrahlung ansehen und wenn ja wo?

Es gibt zwei Tage später für mich glücklicherweise die Möglichkeit beide Teile am Stück auf der Kinoleinwand zusehen. Ein Großteil des Teams, Freunde und Kollegen sind dabei. Darauf freue ich mich.

Was finden Sie, was waren die größten Fehler damals?

Der erste Fehler war sicher, mit Waffen und anschließender Geiselnahme eine Bank zu überfallen. Dann das komplette Versagen der Polizei, aus Angst, Fehler zu machen keine Verantwortung zu übernehmen. Die völlig entfesselte und groteske Übergriffkeit der Medien hat die Eskalation der ganzen Situation überhaupt erst möglich gemacht.

Wurden Ihrer Meinung nach aus dem Geiseldrama die richtigen „Lehren“ gezogen? Wäre ein solches Geiseldrama auch heute noch möglich?

So wäre es sicher nicht mehr möglich. Es ist nicht mehr so leicht, eine Bank zu überfallen, und mit der Situation einer Geiselnahme würde auch entschlossener umgegangen. Damit ist die Spekulation über das Verhalten der Medien auch obsolet – da wären heute sicher die Schaulustigen, die eine Instastory drehen und die Ersthelfer nicht durchlassen das größere Problem.

Weitere Informationen zum Zweiteiler Gladbeck

Fernsehen Am Mittwoch und am Donnerstag wird der Zweiteiler „Gladbeck“ jeweils um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Im Anschluss an den zweiten Teil wird um 21.45 Uhr die 45-minütige Dokumentation „Das Geiseldrama von Gladbeck – Danach war alles anders“ im Ersten gezeigt.

Hintergrund Aus einem fehlgeschlagenen Banküberfall entwickelte sich eine dreitägige dramatische Geiselnahme. Während die Täter dabei zu Medienstars avancierten, verloren drei Menschen am Ende ihr Leben und der deutsche Journalismus seine Unschuld. Der TV-Zweiteiler „Gladbeck“ schildert ein Verbrechen, das sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, und geht der Frage nach, welche Mechanismen wirken müssen, damit Menschen das Empfinden für moralische Integrität, Recht und Gesetz verlieren. Dabei sind die Ereignisse, die sich im August 2018 zum 30. Mal jähren, in unserer heutigen Zeit mit steigender Kriminalität und Echtzeit-Berichterstattung in den sozialen Medien aktueller denn je.

Besetzung Nach dem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt („Das weiße Kaninchen“) und unter der Regie von Grimme-Preisträger Kilian Riedhof („Der Fall Barschel“), der am Drehbuch mitgearbeitet hat, spielen unter anderem Sascha Alexander Geršak, Alexander Scheer, Marie Rosa Tietjen, Johannes Allmayer, Amelie Kiefer und Zsa Zsa Inci Bürkle.

Fotostrecke
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© ARD Degeto/Ziegler Film/Martin Valentin Menke

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