Dotternhausen

Hochflächenrest sollte geschützt werden

29.08.2018

von Lydia Wania-Dreher

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg äußert sich zu Holcim.

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) hat sich dem Thema Zementwerk Dotternhausen angenommen. Im aktuellen Infobrief des Vereins steht das Werk und die daraus erfolgenden Konflikte im Mittelpunkt. Professor Dr. Wolfgang Faigle, LNV-Referent für Immissionsschutz, Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement, beschreibt in einem Sachstandsbericht die drei umstrittenen Umweltprobleme: die Erweiterung des Steinbruchs, die Müllverbrennung im Zementofen und die Nutzung des Ölschiefers als Brennstoff.

Hochflächenrest sollte geschützt werden

© Lydia Wania-Dreher

Auf der Hochfläche des Plettenbergs sei ein großer Teil des Landschaftsschutzgebiets aufgehoben worden, obwohl dort mehrere geschützte Vögel, darunter die streng geschützte Heidelerche als Brutvogel, nachgewiesen worden seien. „Der LNV versucht daher, wenigstens den kärglichen Rest der Hochfläche unter Naturschutz stellen zu lassen, damit eine weitere Ausdehnung des Steinbruchs wenn nicht unmöglich, so doch zumindest schwieriger wird“, schreibt Professor Faigle. Auch die Stadt Balingen habe angekündigt, diese Pläne zu unterstützen. Der LNV möchte zudem seinen Einfluss im Sinne des Naturschutzes beim Antrag auf die immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Steinbrucherweiterung geltend machen.

Professor Faigle spricht auch die Nutzung von bestimmten Abfällen als Brennstoff im Zementofen an. Er erklärt, dass nicht die gleichen Normen wie für eine Müllverbrennungsanlage gelten, da Zementwerke Ausnahmeregelungen erhalten (wir berichteten ausführlich).

Zum Thema Ölschiefer und deren Gebrauch in Dotternhausen sagt er: „Diese Verbrennungsanlage verfügt über eine Entstaubung, eine unzureichende Entschwefelung und keine Entstickung. Allerdings hält sich die Firma selbst damit noch im Rahmen der unsäglichen Genehmigung des zuständigen Regierungspräsidiums Freiburg, die ihr erteilt wurde. Sie müsste dringend mit Hilfe einer ‚nachträglichen Anordnung‘ verschärft werden.“ Die kombinierten Emissionen (Zementofen und Ölschiefer-Verbrennung) des gesamten Zementwerks Dotternhausen an Schwefeldioxid, Stickoxiden und Kohlenmonoxid seien extrem hoch.

Die (nach der elften Bundes-Immissionsschutzverordnung erklärungspflichtigen) Emissionen von Industrie und Gewerbe des gesamten Zollernalbkreises seien weitgehend mit denen von Holcim gleichzusetzen. Die Gemeinde Dotternhausen steuere im Bereich Industrie und Gewerbe bei Schwefeldioxid 99 Prozent, bei Stickoxiden 93 Prozent und bei Kohlenmonoxid 96 Prozent der Emissionen des Zollernalbkreises bei. Nach den Zahlen sei der Zollernalbkreis bei der Höhe der Emissionen im Bereich Industrie und Gewerbe landesweit bei Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid die Nummer vier aller Stadt- und Landkreise, nach den Städten beziehungsweise Landkreisen mit den großen Kraftwerken (Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn). „Recht stattlich für einen eher ländlichen Landkreis – und Grund genug, etwas dagegen zu tun“, schreibt Professor Faigle. ly

Info Den kompletten Infobrief des Landesnaturschutzverbands Baden-Württemberg und den vollständigen Sachstandsbericht gibt es auf lnv-bw.de.

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