Balingen

Gartenschau: Das grüne Stadt-Collier

01.11.2018

von Lydia Wania-Dreher

Wie sollen die Balinger Grünanlagen entlang der Eyach und der Steinach in Zukunft aussehen? Ein Blick in die Pläne und in die Zukunft. Mit interaktiven Slidern.

Axel Lohrer und Ursula Hochrein möchten der Balinger Innenstadt ein Schmuckstück schenken. Ihre Idee eines „Stadt-Colliers“ überzeugte kürzlich das Preisgericht in der Balinger Stadthalle. Doch was steckt dahinter?

Gartenschau: Das grüne Stadt-Collier

© Grafiken/ Büro Lohrer Hochrein

Axel Lohrer und Ursula Hochrein sind die Namensgeber und Chefs des Münchner Büros Lohrer Hochrein.

Im Zuge der Gartenschau sollen die Grünanlagen entlang der Eyach und der Steinach neu gestaltet werden. Nicht nur für den Sommer im Jahr 2023 sondern dauerhaft. Bereits jetzt gibt es entlang der beiden Flüsse mehrere Grünbereiche. „Sie sind dispers“, beschreibt es Axel Lohrer im Telefoninterview mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Also eher zerstreut. Im Rahmen der Gartenschau sollen sie nun verbunden und als eine Einheit wahrgenommen werden – als langgestreckter, bandartiger Park. „Der intensive Park legt sich, vergleichbar mit einem edlen Collier, rahmend und hervorhebend entlang von Fluss und Stadtmauer um die historische Altstadt“, heißt es im Erläuterungstext zu den Plänen.

Die Wege sollen ergänzt werden, so dass eine durchgängige „Kette“ entsteht. Dort angehängt finden sich „Edelsteine“ – einladende Gärten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Für seinen Entwurf besuchte Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Axel Lohrer die Eyachstadt. „Ich drücke mich gerne vor dem offiziellen Kolloquium“, sagt er. Stattdessen streife er lieber durch die Gegend und setzte sich ab und zu in Ruhe hin. „Und dann überlege ich, was man da machen könnte“, erzählt Axel Lohrer. So hat er es auch in Balingen gemacht.

Nicht selbstverständlich, denn oft würden Entwürfe für solche Wettbewerbe vom Schreibtisch aus gemacht. „Bei Gartenschauen geht es oft um Park und Weite. Das ist hier nicht so. Es ist eher ein grüner Tunnel, der links und rechts zu ist“, beschreibt Lohrer die besondere Situation in Balingen. Um Weite zu schaffen, könne man nur abholzen und das wollte er auch aus ökologischen Gründen nicht, sagt der erfahrene Planer. Das Büro hat bereits an mehreren ähnlichen Projekten mitgewirkt, so auch bei der Bundesgartenschau in Magdeburg. Zudem plant es auch die Daueranlagen der Landesgartenschau in Wangen im Jahr 2024.

Rund um den Friedhof

In Balingen beginnt der Planungsbereich des Wettbewerbs im Norden auf Höhe der Schellenbergbrücke beim Friedhof. Die Gestaltung des angrenzenden Aktivparks bei den Tennisplätzen und der Anlagen bis zur Stadtmühle wurde bereits im September an das Büro Planstatt Senner aus Überlingen vergeben. Das Büro Lohrer Hochrein schlägt in seinen Plänen vor, beim Friedhof die Verkehrssituation zu verändern. Die Kreuzung Tübinger Straße / Hirschbergstraße soll in Richtung Robert-Wahl-Straße verlegt werden. So entstünde aus den beiden jetzt getrennten Parkplätzen ein einziger großer, der begrünt werden soll. Die jetzige Autobrücke zum alten Markt könnte zurückgebaut werden und künftig nur noch ein Übergang für Fußgänger und Radfahrer sein.

Geht es nach den Plänen des Büros Lohrer Hochrein soll die Tübinger Straße im Bereich des Friedhofs in Zukunft anders verlaufen. So könnte ein großer, zusammenhängender Parkplatz entstehen. Die heutige Brücke über die Eyach zum Alten Markt soll nur noch für Radfahrer und Fußgänger sein. Grafik: Büro Lohrer Hochrein/Google Maps

 

Der Stadtgarten gegenüber der Seniorenresidenz an der Eyach soll weiter ein Ort zum Spielen sein. Von hier soll man künftig dann in einen sogenannten Zwingergarten gelangen. Zwischen der Stadtmauer und der Straße Im Zwinger könnten Beete angelegt werden. Bisher parken hier Autos.

Im Anschluss an den Stadtpark könnte ein sogenannter Zwingergarten entstehen. Auch der Park unterhalb der Agentur für Arbeit soll sich verändern. Grafik: Büro Lohrer Hochrein/Google Maps

 

Das Strasser-Areal

Auch über das Strasser-Areal machten sich die Planer Gedanken, obwohl das Gebiet nicht im direkten Wettbewerbsbereich sondern im sogenannten Ideenbereich liegt. Denn laut Stadtverwaltung wurden auch Vorschläge erwartet, wie angrenzende Stadträume, etwa das Strasser-Areal, der Viehmarktplatz oder der Freibadparkplatz, planerisch entwickelt werden könnten. Das Münchner Büro schlägt für das Strasser-Areal eine lockere Wohnbebauung vor, die nicht direkt bis an die Brücke reicht. Hier sollen Staudengärten entlang der neuen Eyach-Promenade entstehen. Der Weg führt dann zu den sogenannten Wassergärten gegenüber dem Zollernschloss. Pflanzen, die viel Wasser lieben, sollen hier gezeigt werden. Stege machen auch einen Gang auf dem Wasser möglich. Allerdings nicht bis zum Zollernschloss, die Verbindung wird weiterhin die Brücke in der Heinzlenstraße sein, die ebenfalls für den Autoverkehr gesperrt werden soll.

Der Uferweg führt hinter dem heutigen Freibadparkplatz vorbei. Direkt am Wasser könnte ein Café entstehen. Daneben, weiter Richtung Freibad wäre Platz für das neue Stadtarchiv und im Anschluss daran für ein Parkhaus. Links und rechts der Eyach soll es Wege bis zur Bundesstraßenunterführung geben. 

Gegenüber vom Zollernschloss könnten Wassergärten entstehen. Am Strasser-Areal sind Staudengärten und Wohnbebauung geplant. Grafik: Büro Lohrer Hochrein/Google Maps

 

Zollernschloss und Rappenturm

Der heutige Park am Zollernschloss entlang der Steinach soll erhalten bleiben und nur ein wenig „aufgehübscht“ werden. Auf der anderen Flussseite könnte ein Balkon entstehen, der direkt an den Viehmarktplatz angeschlossen sein soll. Entlang des früheren Spielwaren Jetter soll ein Fußweg zum Platz des früheren Rappenturms führen. Dort könnten die Grundrisse der ehemaligen Stadtbefestigung stilistisch nachgezeichnet werden. Entlang der Eyach könnte es dann zum Bereich des heutigen Jugendhauses Insel gehen. Hier sehen die Planungen des Münchner Büros vor, das Gebäude des früheren Schwefelbad-Kinos zu erhalten. Das angrenzende alte Jugendhaus soll abgerissen werden und so Platz für eine neue Bebauung sein. Daneben sollen sogenannte Wilhelmsgärten entstehen.

Etwas weiter südlich könnte der Bereich am Wasserfall aufgewertet werden. Dazu könnte auch ein Weg hinter dem Feuerwehrhaus entlang führen. Schlusspunkt der Planungen ist der Platz vor dem Finanzamt. Auch er soll neu und vor allem grüner gestaltet werden.

Das alte Jugendhaus Insel gibt es in den Plänen nicht mehr. Dafür aber das ehemalige Schwefelbad-Kino und ein neues Gebäude. Daneben könnten sogenannte Wilhelmsgärten entstehen. Auch am Wasserfall an der Steinach soll man sich künftig aufhalten können. Grafik: Büro Lohrer Hochrein/Google Maps

 

Der Wettbewerb

Auslober des Wettbewerbs waren das Land Baden-Württemberg und die Stadt Balingen. Neun Büros haben Arbeiten eingereicht. Die neun stimmberechtigten Preisrichter hatten die Aufgabe, aus dem Teilnehmerfeld die für Balingen angemessenste, nachhaltigste und gestalterisch beste Arbeit herauszufiltern. Unterstützt wurden sie dabei von einer Reihe sachverständiger Berater, denen auch Mitglieder des Gemeinderates angehörten. Der zweite Preis ging an das Büro Ramboll Studio Dreiseitl aus Überlingen und der dritte an das Büro Glück Landschaftsarchitekten aus Stuttgart. Die Entscheidung des Preisgerichts muss nun noch im sogenannten VgV-Verfahren bestätigt werden. Im Dezember soll der Gemeinderat dann die Planungen offiziell an das Büro Lohrer Hochrein vergeben. Im kommenden Jahr sollen weitere Planungen stattfinden, so dass 2020 mit der Umsetzung begonnen werden kann.

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