Bitz

Reinstes Kino für die Ohren

10.12.2018

von Ulrike Zimmermann

Das Winterkonzert der Musikkapelle Bitz wartete mit einer großen Überraschung auf. Zum letzten Mal dirigierte Aleksandr Kalinin das große Orchester, das er 13 Jahre geleitet hat.

Zum Einstieg präsentierten sich gewohnt frisch die Zöglingsgruppe und die Jugendkapelle. Beide wurden nicht ohne eine Zugabe entlassen. Als die Jugendkapelle das Weihnachtslied „Lasst uns froh und munter sein“ spielte und zum Mitsingen aufforderte, ließen sich die vielen Gäste in der Festhalle nicht lange bitten.

Reinstes Kino für die Ohren

© Ulrike Zimmermann

Die Musiker und die Bitzer Bürger werden Aleksandr Kalinin (Bildmitte) in bester Erinnerung behalten als einen Dirigenten mit viel Herz und Humor.

Das Große Orchester unter seinem Dirigenten Aleksandr Kalinin startete mit der fulminanten „Phoenix Overture“ in einen abwechslungsreichen Konzertabend und begeisterte anschließend mit einem Werk von Ralf Vaughan Williams, das im Jahr 1923 entstand und als eine der berühmtesten Kompositionen für eine Militärkapelle gilt: die English Folk Song Suite.

Die Musikkapelle spielte nur den ersten und dritten Marsch aus dem Gesamtwerk. Nach dem starken Fortissimo am Ende übernahmen die Holzbläser.

Fasziniert lauschten die Zuhörer den Musikern, die eine Tür zu einer selten gehörten, einzigartigen Klangwelt beim „Allegro moderato“ des Klarinettenkonzerts Nr. 3 von Carl Stamitz öffneten. Einfach wunderbar präsentierte sich Petra Koch als Solistin.

Fast schien es, als wolle das Holz anfangen zu singen. Dann wurde es noch einmal richtig schwungvoll. Walt Disney ließ grüßen. Seit Jahrzehnten begeistert das zauberhafte Kindermädchen Mary Poppins die Menschen auf der ganzen Welt und die Hits aus dem Musical sind längst zu Ohrwürmern geworden.

Bereits im Winterkonzert 2011 hatte das Große Orchester die Auswahl auf dem Programm und damals war im ZOLLERN-ALB-KURIER zu lesen: „Bei Richard Shermans Melodien summten einige Besucher nicht nur das „superkalifragilistischexpiallegorisch“ mit. An dieser Begeisterung des Publikums hat sich bis heute nichts geändert.

Mit der schwungvollen „Kaiserin-Sissi-Marsch“, den der ehemalige Militärmusiker Timo Dellweg zum fünften Geburtstag der „Egerländer Rebellen“ komponierte, liefen die Musikkapelle Bitz und der Dirigent zu Hochform auf. Als reinstes Kino für die Ohren entpuppte sich das spannende Blasorchesterwerk des Österreichers Otto M. Schwarz nach dem gleichnamigen Roman von Jules Verne „In 80 Tagen um die Welt“.

Das Orchester entfaltete die ganze Bandbreite seiner Tonkunst, ließ klingende Landschaften vorüberziehen und wusste mit machtvoller Intonation ebenso zu begeistern wie mit zarten und sanften Klängen.

Zurück in Böhmen ließ es das Große Orchester mit der temporeichen Katharinen-Polka von Kurt Gäble richtig krachen, bevor es zu einer Änderung im Programm kam. Alexandr Kalinin übergab den Taktstock an Angelina Färber und nahm auf einem Stuhl vor der Kapelle Platz.

Katharina Bitzer verabschiedete den langjährigen Leiter der Musikkapelle und bedankte sich für die viele Geduld, die engagierte Jugendarbeit, die zahlreichen Auftritte, die lehrreiche Zeit in den vergangenen 13 Jahren und natürlich für den berühmten Satz nach jedem Konzert von ihm: „Bestes Konzert von Musikkapelle Bitz.“

Und dann spielten die Jugendkapelle und das Große Orchester gemeinsam „Thank You for the music“ von Abba. Die Zöglinge standen mit brennenden Kerzen unterhalb der Bühne und stehende Ovationen begleiteten den fast feierlichen Moment mit einem sichtlich gerührten Aleksandr Kalinin.

Mit dem Monumentalklassiker „Lawrence of Arabia“ nach einem Arrangement von Aleksandr Kalinin selbst endete das Programm. Blutige Gefechte im glühend heißen Wüstensand mit galoppierenden Reiterhorden wussten die Musiker atemberaubend real mit ihrem Instrumentarium umzusetzen.

Nach einer Zugabe wurde es aber ernst und zum letzten Mal erklang unter der Leitung von Aleksandr Kalinin der von ihm komponierte Marsch „Gruß an Bitz“.

Gustav Kohler vom Blasmusikkreisverband zeichnete Ulrike Lebherz und Tanja Pfeffer für besondere Verdienste aus (wir werden noch berichten).

Diesen Artikel teilen: