Balingen

Ex-Europameister Martin Strobel sorgt für Struktur im deutschen Spiel

04.01.2019

von Marcus Arndt

Nach seinem überraschenden Comeback im Nationalteam empfahl sich Martin Strobel vom Zweitliga-Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten nachhaltig – und spielt im Januar die Weltmeisterschaften in Deutschland und Dänemark.

Überlegen musste Martin Strobel nach dem Anruf von Bundestrainer Christian Prokop nicht lange – kehrte nach mehrmonatiger Pause in die deutsche Handball-Nationalmannschaft zurück und spielt nun die Weltmeisterschaften.

Ex-Europameister Martin Strobel sorgt für Struktur im deutschen Spiel

© Klahn

Eindrucksvoll demonstrierte der Balinger Martin Strobel seine Klasse bei den finalen Tests der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Am 10. Januar absolviert die DHB-Auswahl in Berlin gegen das Team Korea ihr erstes Gruppenspiel bei den Weltmeisterschaften.

Er sei schon überrascht gewesen, gesteht der Balinger Kapitän ein – als Anfang Oktober die Anfrage kam. „Ich habe mich mit ihm (Prokop, Anm. d. Red.) unterhalten und war froh, den ersten Lehrgang überhaupt mitzumachen“, erklärt der Europameister und Olympia-Dritte von 2016 vor dem finalen Lehrgang mit der DHB-Auswahl in Hamburg, „unter den 18 Kandidaten für den WM-Kader zu stehen, ist schön. Mal schauen, wie  zum Turnieranfang die Nominierung aussieht . . .“

Nach dem Härtetest gegen die Tschechen am Freitagnachmittag in Hannover (Endstand: 32:24) hat Prokop das 16-Mann-Aufgebot für die Weltmeisterschaften vom 10. bis 27. Januar in Deutschland und Dänemark bekannt gegeben. Bei der Entscheidung, dass Tim Suton (TBV Lemgo) und Tobias Reichmann (MT Melsungen) zu Hause bleiben müssen, waren laut Prokop neben der Leistung auch taktische Überlegungen wie die doppelte oder gar dreifache Besetzung einer Position ausschlaggebend.

Dass der Zweitliga-Spieler aus der Kreisstadt dabei ist, mag nach der langen internationalen Pause viel-leicht überraschen – und ist dennoch wichtig und richtig nach dem schwachen Auftritt der Deutschen bei der EM 2018 in Kroatien. Der Bundestrainer hat aus dem zum Ende hin desaströsen Auftritt einige Lehren gezogen. So tausche er sich jetzt viel öfter mit den erfahrenen Spielern aus, „ob das nun ein taktischer Abgleich ist oder ein Stimmungsfeedback“, so Prokop weiter.

Just zu den arrivierten Akteuren zählt auch der HBW-Regisseur (141 Länderspiele), welcher bereits 2007 in Stuttgart gegen Portugal im Nationalteam debütierte. Dennoch bleibt der 32-Jährige bescheiden. „Wichtig ist, dass jeder seine Aufgabe kennt“, betont Strobel und fügt hinzu: „Jeder muss wissen, was seine eigene Rolle ist. Bei mir ist es so, dass ich da bin, um vor allem in gewissen Phasen vielleicht Struktur und Ruhe reinzubringen. Und so werde ich mein Spiel in die Mannschaft einbringen.“

Und genau dies ist der Ansatz von Prokop, welcher keine „klare erste Sieben“ benennt, die Stärke des Kaders sei die Breite. Abgesehen von Keeper Andreas Wolff vom THW Kiel, auf den sich der 40-Jährige vor Kurzem als Nummer eins festgelegt hatte, werde es keine feste Startformation geben. „Wir haben immer betont, dass wir über die Breite kommen werden. Das ist das große Plus der deutschen Handball-Nationalmannschaft“, so Prokop weiter.

Er ergänzt: „Eine feste Stammformation ist auch gar nicht nötig. Wir müssen es packen, die Stärken zusammenwerfen. Wenn wir uns die Spielanteile gönnen und uns auch gönnen, gegenseitig anzufangen, dann sind wir im Gesamtpaket sehr gut unterwegs. Schaffen wir das nicht und sind unzufrieden mit den Sachen, dann wird es keine erfolgreiche WM."

Bei dieser visiert er die Medaillenspiele an. „Hauptziel ist das Erreichen des Halbfinales. Das wäre ein Riesenerfolg, weil wir Mannschaften wie Kroatien, Russland, Frankreich und Spanien hinter uns lassen müssen“, sagt Prokop im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (kurz: SID): „Dafür brauchen wir mentale und spielerische, aber auch charakterliche Top-Leistungen.“ Wie die von Martin Strobel, welcher gegen die Tschechen lange Einsatzzeiten bekam, klug Regie führte und zwei Tore warf.

 

Mit dem Publikum im Rücken ins Halbfinale

Dieses Mal will es Christian Prokop besser machen. Nach seiner verpatzten Turnier-Premiere mit Platz neun bei den Europameisterschaften 2018 verfolgt der Bundestrainer mit den deutschen Handballern bei den Weltmeisterschaften in Deutschland und Dänemark ehrgeizige Ziele. „Es wäre eine Lüge, wenn wir sagen würden, wir wollen einfach nur ein Turnier spielen“, verrät der 40-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (kurz: dpa).

Man werde als Mannschaft „Weltklasse auf das Parkett bringen müssen. Wir werden nicht weit kommen, weil einzelne Spieler ständig Spiele entscheiden“, betont Prokop: „Das A und O wird das Mannschaftsgefüge sein.“ In diesem spielt Martin Strobel eine zentrale Rolle. „Wir wollen zu Hause emotional und leidenschaftlich auftreten“, erklärt der HBW-Kapitän, „das Publikum begeistern und mit den Zuschauern im Rücken natürlich Schritt für Schritt weiter im Turnier vorankommen. Ich denke, wenn man in einem großen Turnier zu Hause im Halbfinale spielen kann, dann wäre das überragend.“ Die erste Gruppenphase beginnt am 10. Januar mit dem WM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und dem Team Korea in Berlin. Abgeschlossen wird die Vorrunde am 17. Januar.ar

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