Reutlingen

IHK-Neujahrsempfang: Wer nicht handelt, verliert

31.01.2019

von IHK-Pressemitteilung

Beim Neujahrsempfang von Handwerkskammer und IHK Reutlingen beleuchtete der „Übermorgen-Macher“ den technologischen Wandel in der Automobilindustrie.

Dieser Wandel vollzieht sich mit rasender Geschwindigkeit und wirkt sich auf unsere Mobilität aus. Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer, geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart.

IHK-Neujahrsempfang: Wer nicht handelt, verliert

© Susanne Gnamm

Freuten sich über einen gelungen Abend in der Stadthalle Reutlingen: Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Kammerpräsident Harald Herrmann, Professor Wilhelm Bauer, IHK-Vizepräsident Dr. Hans-Ernst Maute und Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp (von links).

Als Mitglied in verschiedenen Gremien berät er Politik und Wirtschaft und ist Autor von mehr als 350 wissenschaftlichen und technischen Veröffentlichungen. Zudem erhielt er die Ehrung des Landes Baden-Württemberg als „Übermorgen-Macher“.

Der Präsident der Handwerkskammer, Harald Herrmann, hielt den traditionellen Jahresrückblick und wagte eine Prognose für das laufende Jahr.

Firmen brauchen Zuwanderung

Dabei sprach er sich für eine Politik der klaren Linie und Sprache aus, die sachorientiert bevorstehende Veränderungen anpacke und praxisnahe Lösungen anbiete, dabei aber der Bürokratie keinen weiteren Nährboden liefere.

„Das vergangene Jahr entwickelte sich weiterhin positiv, wenngleich die Zuwachsrate von 1,5 Prozent um 0,7 Prozent niedriger ausfiel als in den zwei Jahren zuvor. Doch der von manchen Ökonomen befürchtete Absturz in eine Rezession zum Jahresende blieb aus“, so Harald Herrmann.

Ein weiteres großes Thema war der Fachkräftemangel in den Betrieben, von denen viele mittlerweile an der Kapazitätsgrenze arbeiten. „Ohne Zuwanderung können wir unseren Fachkräftebedarf nicht decken. Ich bin stolz darauf, dass fast sieben Prozent der neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverträge auf junge Menschen mit Fluchthintergrund entfallen“, so Herrmann und fügte hinzu, dass der im Berliner Kabinett zum Jahresende beschlossene Entwurf des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes so schnell wie möglich die parlamentarischen Hürden nehmen müsse.

Auch die Notwendigkeit einer Meisterprämie oder eines vergleichbaren Bonus für erfolgreiche Absolventen von Meisterprüfungen sei längst überfällig. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung müsse unterstützt werden.

Bevor Herrmann auf Dieselfahrverbote und den Ist-Zustand der aktuellen Mobilitätsstruktur einging, sprach er sich für den Zusammenhalt der Europäischen Union aus: „Man kann zur EU und zum Euro unterschiedlicher Meinung sein, aber eines ist unbestritten: „Dass wir in den vergangenen 70 Jahren in Frieden und Freiheit leben konnten, ist ein Verdienst der europäischen Union und muss für die Zukunft auch im Sinne unserer Kinder bewahrt werden.“

Professor Bauers Vortrag handelte von neuen Mobilitätskonzepten, zukünftigen Antriebstechnologien und künstlicher Intelligenz.

Da die Entwicklung schnell voranschreite, sei es an der Zeit, dass wir uns mit dem Thema künstliche Intelligenz gesellschaftlich intensiv auseinandersetzen. Rechtliche Rahmenbedingungen müssen definiert und Grenzen in ethischen Fragen gezogen werden.

Man lernt mit dem Tun

Auch zum Stichwort Elektrifizierung von Automobilen, ein Thema das viele Befürworter, aber auch viele Gegner hat, wusste Professor Bauer Interessantes zu berichten. Noch sei nicht klar, wie der Weg dahin sein würde und wie viele Brückentechnologien wie Hybridantriebe nötig seien, um eine vollständige Elektrifizierung zu erreichen.

Auch sei noch offen, ob das rein batterieelektrische Fahrzeug oder doch Wasserstoff und die Brennstoffzelle das Rennen machten. Eines jedoch sei sicher: Wer die Entwicklungen nicht mit vorantreibe, wer technologisch nicht am Start sei, der liefe Gefahr, abgehängt zu werden. „Technologieanführer wird man nur durch Vorangehen, man lernt mit dem Tun und nicht mit dem darüber reden“, sagte Professor Bauer in seinem mit viel Beifall bedachten Vortrag.

IHK-Vizepräsident Dr. Hans-Ernst Maute unterstrich in seiner Schlussrede die Bedeutung der Arbeit der Technologietransfermanager. Die musikalischen Akzente für die 400 Gäste setzte das Fagottquartett Fagottissimo aus Stuttgart.

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