Dotternhausen

Naturschutzgebiet Plettenberg? „Es geht um den Rest“

01.02.2019

von Nicole Leukhardt

Bei der angestrebten Ausweisung der Plettenberghochfläche zum Naturschutzgebiet wurde die geplante Süderweiterungsfläche bewusst außen vor gelassen.

Die Nachricht war ein kleiner Paukenschlag: Am Donnerstagabend gab der Landesnaturschutzverband (LNV) mit Sitz in Stuttgart bekannt, dass er die Hochfläche des Plettenbergs gerne als Naturschutzgebiet deklariert sehen möchte.

Naturschutzgebiet Plettenberg? „Es geht um den Rest“

© Daniel Seeburger

Das Naturschutzgebiet Tiefer Weg liegt am Fuße des Plettenbergs bei Ratshausen.

Zumindest den Teil der Fläche, der vom Kalksteinbruch noch nicht tangiert ist. Ein entsprechender Antrag sei daher ans Tübinger Regierungspräsidium gegangen.

Dr. Gerhard Bronner aus Donaueschingen steht dem LNV vor. Er weiß, dass sein Verband nicht der erste ist, der auf diese Idee kam.

„Die Stadt Balingen hat schon im vergangenen Jahr eine entsprechende Anfrage ans RP gestellt“, sagt er. Das Ergebnis damals: negativ. Abteilungspräsident Dietmar Enkel hatte Oberbürgermeister Helmut Reitmann verschiedene Gründe dargelegt, die gegen ein Naturschutzgebiet sprächen.

Unter anderem nannte er die in Zukunft kleiner werdende Fläche als K.O.-Kriterium, da die Arten auf dem Plettenberg auf große, zusammenhängende Flächen angewiesen seien. Allein schon durch die schwindende Größe nehme der naturschutzfachliche Wert ab, begründete Enkel.

In seinem Schreiben machte er auch keinen Hehl daraus, dass sein Referat aber auch schlicht aufgrund seiner vielen Aufgaben keine Kapazität habe, sich um die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete zu kümmern.

„Argumente, die uns, diplomatisch ausgedrückt, nicht so recht überzeugen“, nannte Gerhard Bronner am Freitag auf ZAK-Nachfrage den Hauptgrund, weswegen der Landesnaturschutzverband nun noch einmal einen Versuch startet. „Unser Antrag ist umfangreich und sehr gut begründet. Wir sind der Meinung, dass er durchaus nicht aussichtslos ist“, so Bronner.

Bewusst habe man die derzeit in der Prüfung befindliche Süderweiterungsfläche außen vor gelassen. „Es geht um den Rest“, sagt Bronner.

Adrian: Prüfung ist legitim

Die Eignerin der Flächen, die Gemeinde Dotternhausen, wäre in jedem Fall von einer positiven Entscheidung des RPs betroffen. „Wir haben aus dem ZOLLERN-ALB-KURIER von dem Antrag erfahren“, sagte Dotternhausens Bürgermeisterin Monique Adrian am Freitag.

Sie finde es durchaus legitim, die Fläche prüfen zu lassen. „Die Stadt Balingen hat dies ja auch bereits angeregt, ihr Antrag wurde abgelehnt“, weiß auch sie.

Beim Zementwerk nimmt man die Kunde vom Vorstoß durch den LNV gefasst auf. „Wir versorgen die Bauindustrie in der Region, die für uns alle Brücken, Straßen, Häuser, Schulen baut. Deshalb ist es nur schlüssig, dass wir alles tun werden, um so lange wie möglich den für uns existenzielen (...) Rohstoff Kalkstein zu gewinnen“, sagte Holcim-Werksleiter Dieter Schillo.

Sein Werk trage dort, wo dieser Rohstoff vorhanden sei, Sorgfalt für Mensch, Umwelt und Natur. „Die Artenvielfalt von aktiven genauso wie ehemaligen Steinbrüchen ist enorm und wir arbeiten daran, dass es so bleibt“, betonte er.

Dennoch stellte er klar: „Ohne Kalkstein kein Zement und ohne Zement kein Zementwerk.“

Holcim legt Wert auf Dialog

Das Zusammenspiel mit dem Naturschutz sei für Holcim wichtig. „Selbst wenn konkurrierende Interessen es nicht gerade einfach machen, legen wir Wert auf den Dialog und ein Miteinander. Natürlich liegt es uns am Herzen, Ziele gemeinsam mit anderen Interessensträgern zu verfolgen. Und nach wie vor vertrete ich die Meinung, dass sich beides vereinen lässt, nämlich der Abbau des Kalksteins und der Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt sowie der Plettenberg als Rückzugsraum für Mensch, Tiere und Pflanzen.“

Genau diesen Rückzugsraum sieht Dr. Gerhard Bronner vom LNV indes in Gefahr „Wir wollen nicht akzeptieren, dass der Abbau auf dem Berg so weitergeht“, erklärte er.

Ob Landrat Günther-Martin Pauli beim Vororttermin am kommenden Mittwoch ein offenes Bekenntnis zu einem möglichen Naturschutzgebiet abgebe, vermöge er nicht zu sagen.

„Aber der Landrat kennt den Inhalt unseres Antrags und vertritt die Haltung, dass man unser Anliegen ernsthaft prüfen muss.“

 

Plettenkeller und Tiefer Weg: Am Plettenberg gibt's schon zwei Schutzgebiete

Naturschutzgebiete Würde die verbleibende Hochfläche auf dem Plettenberg unter Naturschutz gestellt, wäre es das dritte Gebiet, das am Berg geschützt wird.

Plettenkeller Dieses Naturschutzgebiet umfasst den Trauf und den Steilhang auf den Gemarkungen Ratshausen, Schömberg, Hausen am Tann und Dotternhausen. Es beginnt im Nordwesten unmittelbar hinter dem Schafhaus und verläuft in Richtung Schömberg und Ratshausen am Trauf entlang nach Südosten. Die mächtigen Steilabstürze, die man besonders gut von Ratshausen aus sieht, gehören zum Plettenkeller. Aber auch kleine Teile der Hochfläche zählen dazu. Dieses Schutzgebiet umfasst eine Fläche von 36 Hektar. Als besonders schützenswert werden dort die Zusammenhänge zwischen geologischem Untergrund, Klima, Vegetation und Landeskultur gesehen. Dort befinden sich auch Grabenreste der Burg Plettenberg, die vermutlich 1309 zerstört worden ist. Die Fläche ist 1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden.

Tiefer Weg Dieses 13,7 Hektar Fläche umfassende, 1992 ausgewiesene Naturschutzgebiet beginnt südlich jenseits des Fischweihers zwischen Ratshausen und Hausen und verläuft dann in Richtung Plettenberg. Im Westen beginnt das Schutzgebiet unterhalb des Alten Ratshau-sener Sportplatzes. Der Radweg in Richtung Hausen verläuft knapp einen Kilometer im Schutzgebiet. Es dehnt sich ungefähr 300 Meter in Richtung Hochfläche aus. Vor allem Halbtrockenrasen, Feuchtwiesen, Wälder und Kleingewässer machen dieses Gebiet am Unterhang des Plettenbergs schützenswert.

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