Balingen

Plettenbergabbau: Balingen sagt grundsätzlich Ja, aber mit Schutz der Kulisse

07.02.2019

von Nicole Leukhardt

Der Technische Ausschuss der Balinger Stadtverwaltung befasst sich dem Plettenbergabbau.

Grundsätzlich wollen Sie Ja sagen, die Räte des Technischen Ausschusses der Stadt Balingen, Ja zur Süderweiterung des Kalksteinbruchs der Dotternhausener Firma Holcim auf dem Plettenberg. Kommenden Mittwoch werden sie sich als betroffene Gemeinde in ihrer Sitzung damit befassen.

Derzeit läuft das immissionsschutzrechlichte Änderungsverfahren, das aus weiteren rund 8,8 Hektar Fläche ein Abbaugebiet machen soll. Dadurch soll der langfristige Abbau von Rohstoffen zur Zementherstellung aus heimischen Rohstoffen gesichert werden.

Doch die Räte wollen, so steht es in der Vorlage, ihr grundsätzliches Ja mit Einschränkungen versehen wissen. „Der Albtrauf, insbesondere die Ansicht des Landschaftsbildes des Verbundes aus Lochen, Schafberg und Plettenberg, muss aber dabei dauerhaft und nachhaltig erhalten bleiben“, schreibt die Balinger Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage weiter.

Dies gelte auch für die bereits bisher genehmigten Abbauflächen des Kalksteinabbaus. „Einer weiteren Veränderung der Kulisse wird nicht zugestimmt“, heißt es. Eine mögliche Veränderung der Kulisse soll vermieden oder zumindest minimiert werden, heißt es weiter, da neue Abbauflächen hinzukämen.

In einer Stellungnahme an den Regionalverband hatte die Stadt bereits im April 2018 ähnliche Bedenken geäußert. Damals war sie betroffene Gemeinde gehört worden. „Das jetzt neu geplante zusätzliche Abbauarreal von rund 8,6 Hektar erscheint unter der Prämisse des Erhalts des Landschaftsbildes gerade noch akzeptabel“, hatte die Verwaltung damals formuliert.

Der heutige Anblick des Albtraufs müsse jedoch dauerhaft und unverändert erhalten bleiben. „Sollte durch die aktuell gültige Abbaugenehmigung bereits eine Teilzerstörung des Albtraufs Richtung Roßwangen genehmigt sein, muss dies im Rahmen der jetzt anstehenden Änderung korrigiert werden“, schrieb die Stadtverwaltung im April vergangenen Jahres.

Da sich das Verfahren allerdings lediglich mit dem Gebiet der geplanten Süderweiterung befasst, ging der Regionalverband in seiner Antwort auf bereits genehmigte Flächen nicht ein. „Durch die Erweiterung ist der Albtrauf nach allen Himmelsrichtungen nicht betroffen“, antwortete der Verband im Juni 2018. Inwiefern die Ostflanke des Plettenbergs vom Abbau verschont werden könne, möge man direkt mit dem Steinbruchbetreiber klären, hieß es darin.

Keine Zeit für den Plettenberg

Generell sei jedoch das Tübinger Regierungspräsidium als höhere Naturschutzbehörde für ein mögliches Naturschutzgebiet zuständig. Von diesem bekam die Stadt Balingen wiederum im Oktober 2018 Antwort.

Die Ausweisung als Naturschutzgebiet habe fachlich keine hohe Priorität, außerdem sei die Tübinger Verwaltung so intensiv in die Umsetzung anderer Aufgaben eingebunden, dass mittelfristig für ein Naturschutzgebietsverfahren kein Raum bleibe, so die nüchterne Bilanz von Referatsleiter Dietmar Enkel.

Ebenfalls ein Anliegen der Balinger Räte am kommenden Mittwoch: Die Standsicherheit des Albtraufrandes muss gewährleistet bleiben. Gutachten würden dies jedoch zweifelsfrei belegen. „Der Abbau des Rohstoffs wirkt sich grundsätzlich nicht negativ auf die verbleibende Hanggeometrie aus“, heißt es.

Und auch wenn die Stadt bereits im vergangenen Jahr mit ihrem Anliegen, die verbleibende Resthochfläche auf dem Plettenberg unter Naturschutz stellen zu lassen, beim Regionalverband um dem Tübinger Regierungspräsdium gescheitert ist, so möchten die Räte in ihrer Stellungnahme kommenden Mittwoch noch einmal einen Vorstoß in dieselbe Richtung wagen.

„Es wird angeregt, die nicht für den Kalksteinabbau zwingend benötigten Flächen der Plettenberghochfläche sowie die im Zuge der Renaturierung wieder neu anzulegende Naturraumflächen im Sinn einer langfristig gesicherten Biodiversität dauerhaft unter Schutz zu stellen“, schreibt Sabine Stengel, Leiterin der Stadtplanung, in der Vorlage.

Denselben Plan verfolgt nun auch der Landesnaturschutzverband mit Sitz in Stuttgart. Die Dachorganisation mehrere Naturschutzverbände hat beim Regierungspräsidium kürzlich denselben Antrag gestellt: Die verbleibende Hochfläche des Plettenbergs soll unter Naturschutz gestellt werden. Wie die Behörde entscheidet, ist noch offen.

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