Bisingen

Zum Tode des Bisinger Holzschnitzers Anton Sigg

26.02.2019

von Ilona Tahir

Kleinodien der Schnitzkunst in Balingen erinnern an sein Werk und sein Schaffen in der Region und für die Kirche.

Familienangehörige, Verwandte, Nachbarn, Freunde haben in den letzten Tagen Anton Sigg die letzte Ehre erwiesen. Er starb bereits Mitte Februar im Alter von 92 Jahren.

Dabei wurde noch einmal deutlich, wie viele Mitmenschen diesen liebenswürdigen, freundlichen Mann wertschätzten, der in seiner Bescheidenheit nie viel Aufhebens von seiner Person machen wollte. Doch sind in Balingen etliche sinnfällige Zeichen seines Wirkens zu finden, die das künstlerische Vermächtnis Anton Siggs bilden.

Engagiert in Bisingen

Am 21. Juli 1926 auf einem Bauernhof nahe Wangen im Allgäu zur Welt gekommen, war Anton Sigg während vieler Jahre seines Berufslebens im Verwaltungsbereich der „Lebenshilfe“ in Bisingen tätig – eine Aufgabe, die er mit ganzem Herzen erfüllte.

Auch später blieb er der „Lebenshilfe“ eng verbunden. Ein wichtiges Lebenszentrum war für ihn seine Familie: seine Frau Ursula, seine Töchter Susanne und Barbara, die Enkelinnen Pauline und Anna, mit denen er viel Zeit verbrachte. Das große Haus der Familie war stets mit Leben erfüllt und offen für Gäste.

Neuland betreten

Als Rentner betrat Anton Sigg noch einmal Neuland, wurde wieder zum Lehrling: in der Kunst des Holzschnitzens. Die künstlerische Ader war ihm offenbar angeboren, entwickelten doch auch seine 15 Geschwister ähnliche Fähigkeiten, sei es im Umgang mit Holz oder Stein. Sigg blickte Emil Pollermann über die Schulter, schnitzte Etliches für ihn.

Begleitet von seiner Frau besuchte er mehrere Kurse in einer Lechtaler Schnitzschule. Pfarrer Franz Nagler ermutigte ihn, für die katholische Johannes-Kirche in Engstlatt zwei Figuren zu gestalten: eine Madonna mit Kind und den Evangelisten Johannes. Beide nahmen in der Kellerwerkstatt im Hause Sigg Gestalt an. Sie fuhren auf den Rücksitzen des Autos mit in die Lechtaler Schnitzschule.

Und sie legten einen Zwischenstopp beim ehemaligen Pfarrer der Heilig-Geist-Gemeinde, Paul Caspar, ein, der sich über die besonderen Gäste höchst erfreut zeigte. Beide Figuren schmücken noch heute die Kirche in Engstlatt.

Auch weitere Schnitzwerke von Anton Sigg sind in Balingen verbreitet: Reliefbilder von Alt-Balingen und Familienwappen. Mit Begeisterung schnitzte Sigg kleine Engelsköpfe und Edelweiß, die er gerne verschenkte.

Die innigste Beziehung jedoch entwickelte Anton Sigg im Gestaltungsprozess zu seinen beiden Figuren, Maria und Johannes. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, sie in der Engstlatter Kirche regelmäßig zu besuchen, ihnen „Grüß Gott“ zu sagen, wie guten Freunden, berichtet Ehefrau Ursula Sigg.

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