TSG-Kapitän Pflumm: „Viel schöner hätte es nicht kommen können“

19.03.2019

von Marcel Schlegel

Die Zeit von Manuel Pflumm bei der TSG Balingen neigt sich dem Ende. In rund zwei Monaten bestreitet der 33-Jährige seine letzte Partie für den Kreisstadt-Klub und macht sich auf zu neuen Wegen.

Mit Manuel Pflumm geht am Saisonende der Fußballer, der mit der TSG alle Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte gefeiert hat: Ein Anführer, wie er im Buche steht – und der Balinger schlechthin.

TSG-Kapitän Pflumm: „Viel schöner hätte es nicht kommen können“

© Moschkon

TSG-Kapitän Manuel Pflumm hört zum Saisonende beim Regionalligisten TSG Balingen auf. Wo ihn sein sportlicher Weg hinführt, klärt sich in den nächsten Wochen.

Am Ende siegte die Rationalität, jene bodenständige Komponente, die den Charakter von Manuel Pflumm stets ausgezeichnet hat. Im Erfolg nie zu euphorisch, in der Niederlage besonnen, aber kämpferisch – ja, gerade in diesen Eigenschaften ist Pflumm seinem letzten Trainer Ralf Volkwein besonders ähnlich. Nicht nur deshalb führte Pflumm die TSG Balingen jahrelang als Kapitän in etliche Schlachten – und zu zwei Aufstiegen.

Doch: Am Saisonende macht „Pflummi“ Schluss. Zumindest bei der TSG. Nach zwölf Jahren und mehr als 300 Pflichtspielen für den Kreisstadtklub will er sportlich kürzer treten. Die Familie gehe vor, sagt der Balinger.

Und diese habe zu dieser Spielzeit mit dem Aufstieg des Eyachklubs in die Regionalliga Südwest zunehmend auf ihn verzichten müssen. Eben weil man bei TSG der semi-professionellen Liga mit dem Amateurstatus begegnet.

Heißt etwa bei Pflumm: Frühmorgens zur Arbeit aus dem Haus, abends gegen 22 Uhr vom Training daheim – das viermal die Woche, und Samstage sind Spieltage. „Da bleibt dann nicht mehr viel vom Tag“, sagt Pflumm. Da sehe er Frau und Kind wenig, für ihn zu wenig.

Eine spontane oder gar eine Kurzschlussreaktion war seine Entscheidung, den am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern, darum wohl nicht. Sie brodelte schon eine Weile im Abwehrchef der TSG, wahrscheinlich schon im Laufe der letzten Oberliga-Saison.

Doch nach der Meisterschaft 2018 wollte Pflumm sich den späten Traum „vierte Liga“ erfüllen und sagte noch für eine, für diese Saison zu. „Ich hatte in meiner Karriere schon mal die Chance, Regionalliga zu spielen. Doch damals entschied ich mich dagegen und stattdessen für die TSG“, erinnert sich der Innenverteidiger. „Viel schöner hätte es daher jetzt nicht kommen können, als mir mit meiner TSG den Regionalliga-Traum nun doch noch zu erfüllen.“

Pflumm, der aus Schlatt stammt und in jungen Jahren für die TuS Ergenzingen spielte, wechselte 2007 nach einem Leihjahr beim FC Gärtringen vom SSV Reutlingen zur TSG Balingen.

Der vormals stolze Ex-Zweitligist von der Kreuzeiche, der finanziell zuvor schon einmal gestrauchelt war, war damals in der Regionalliga angesiedelt. Allerdings hatten in Reutlingen schon wieder Gerüchte einer erneuten Insolvenz die Runde gemacht, welche im Winter 2009/10 schließlich vollzogen wurde.

Auch deshalb verzichtete Pflumm, damals 24, auf Regionalliga-Fußball und schloss sich zur Saison 2007/2008 der TSG in der Verbandsliga an, mit der er direkt Meister wurde und in die Oberliga aufstieg. Zehn Jahre später führte Pflumm „seine TSG“ in die Regionalliga, in der der dienstälteste Balinger im Kader von Ralf Volkwein nach wie vor zu den Leistungsträgern zählt.

Er fühle sich noch fit, werde dem Fußball treu bleiben, sagt der Verteidiger, der im Juli 34 wird. Wo, das will er in den nächsten Wochen bekanntgeben. Außerdem habe er bei der TSG noch eine Aufgabe zu erledigen: den Klassenerhalt zu schaffen.

„Wir verlieren eine Identifikationsfigur, einen Wortführer in der Kabine und einen Anführer auf und neben dem Platz“, sagte Balingens Teammanager Egon Welther, der versucht hatte, „Pflummi“ von einem weiteren Jahr zu überzeugen. „Aber wir verstehen ihn und seine Entscheidung“, so Welther. „Die Familie geht vor.“

 

Walldorf im Aufwind

Auf Platz neun hat sich die TSG Balingen in der Regionalliga-Tabelle vorgeschoben, liegt nach dem 3:1-Sieg gegen Eintracht Stadtallendorf sogar nur einen Zähler hinter Rang acht. Den belegt momentan der SC Freiburg 2. Die Breisgauer mussten am Samstag die dritte Niederlage in Folge einstecken. Gegen die Kickers Offenbach unterlag das Team von SC 2-Trainer Christian Preußer mit 0:2. Der 35-Jährige war trotz der Pleite hochzufrieden. „Wir haben ein tolles Spiel gemacht, waren in allen Belangen überlegen“, lobte Preußer seine junge Truppe. Balingens „unterer“ Nachbar TSG Hoffenheim 2 verlor bei der SV Elversberg mit 0:1. „Diese Niederlage geht absolut in Ordnung. Wir hatten viel Glück, dass es nur 1:0 ausgegangen ist“, sagte Hoffenheims Trainer Marco Wildersinn. Für eine echte Überraschung sorgte derweil der FC Astoria Walldorf, welcher die Spatzen aus Ulm mit 2:1 bezwang. „Das fühlt sich an, als ob wir sechs oder sogar neun Punkte erhalten“, meinte Minos Gouras, der in der 89. Minute das Siegtor erzielte. Die Walldorfer arbeiten sich gerade sukzessive aus dem Tabellenkeller, stehen nach den drei Punkten erstmals seit dem vierten Spieltag wieder über dem Strich. mz

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