Aktion zum Tag der Arbeit in Balingen: Botschaften für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität
01.05.2024
Die Gewerkschaften im Zollernalbkreis haben zum Tag der Arbeit in diesem Jahr das Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ ausgewählt. Dass es aber um viel mehr geht, und wieso sämtliche Forderungen ohne Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität nicht umzusetzen sind, wurde bei der Aktion in Balingen am Mittwoch deutlich.
Zu Beginn der Maifeier des Deutschen Gewerkschaftsbunds Zollernalb, die dieses Jahr am 1. Mai wieder zentral in Balingen ausgerichtet wurde, hatte Heilig-Geist-Pfarrer Wolfgang Braun auf dem Marktplatz als Erster das Wort. Kirche und Gewerkschaft? Das passe sehr wohl zusammen, erklärte er, gebe es doch viele Überschneidungen und dieselben Grundsätze. Zunächst einmal sei aus theologischer Sicht jeder von uns Gottes Ebenbild, „wir alle haben eine Würde“, so Braun.
Und Arbeit, so sei auch die Schöpfung zu deuten, „soll schlicht und einfach einen Menschen erfüllen“; einen Menschen als Lebewesen. Profit und Gewinnoptimierung dürften deshalb nie Selbstzweck sein. Was Kirche und Gewerkschaftsarbeit ebenfalls verbindet, seien (christliche) Werte wie Gemeinwohl, Solidarität, Subsidiarität, also Selbstbestimmung, und viele mehr, so der Geistliche. Genauso aber auch ganz konkret die Chancengleichheit und Bewahrung der Schöpfung – weitere Themen, die Gewerkschaften und Politik in den Blick nehmen.
„Anderswo ist Frieden ganz weit weg“
Das alles ist aber nur möglich auf einem ganz bestimmten Fundament: Sonnenschein, der wärmt, blauer Himmel, Freude – „so schmeckt Frieden“, schloss sich Salvatore Bertolino mit Blick auf das hervorragende Wetter am Mittwoch an. „Anderswo ist Frieden aber ganz weit weg“, so der hiesige Verdi-Funktionär, der viele Länder exemplarisch dafür aufzählte – und zwar nicht nur die omnipräsenten wie die Ukraine oder Israel, sondern auch jene Staaten in Afrika, in denen teils schon sehr lange Krieg herrscht, fern der täglichen Wahrnehmung.
Aber nur wo Friede sei, haben Gleichstellung, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, und damit die Grundlagen für gerechte Arbeit, Raum. Genauso hob Bertolino die politischen Faktoren, nicht nur für den Frieden, sondern auch für die Arbeitswelt, hervor, so beispielsweise die große Bedeutung der Europäischen Gemeinschaft.
„Bootschaften“-Aktion wird verschoben
Schon im Vorfeld des 1. Mai wurden Wünsche und Forderungen gesammelt, zahlreiche Menschen hatten ihre persönlichen Botschaften zusammengefasst. Eigentlich war geplant, diese symbolträchtig als „Bootschaften“ auf kleinen Holzschiffen in der Eyach zu Wasser zu lassen. Doch da die Strömung heuer zu schwach war, so Bertolino, habe man sich dazu entschlossen, die formulierten Botschaften am Naturfreundehaus, dem zweiten Ort der DGB-Maifeier, an Wäscheleinen aufzuhängen.
Eben dorthin machten sich die Teilnehmer, darunter Vertreter von Gewerkschaften ebenso wie der (Lokal-)Politik aus dem ganzen Zollernalbkreis, auf dem als „Demo für den Frieden“ betitelten Spaziergang entlang der Eyach auf den Weg.
Gewerkschaften positionieren sich klar gegen Rechtsextremismus
Unter anderem Gewerkschafter Carsten Heinz aus Bisingen betonte dort, dass man sich klar gegen rechts und Rechtsextremismus positioniere. Die Bo(o)tschaften enthielten wichtige Schlagworte für die Gewerkschaftsarbeit, stellte er zudem fest.
„Es sind tolle Nachrichten, die ihr uns hinterlassen hat“, stimmte Kevin Paal, Vorsitzender der Jusos Zollernalb, ihm zu. Er stellte einige vor, in denen es von mehr Freiheit über mehr Inklusion bis hin zu Solidarität, Gleichberechtigung und natürlich Frieden geht. Seinem Aufruf, „passt auf die Demokratie, auf die Freiheit und auf die Arbeitnehmer auf“, folgte ein Wahlappell für die Kommunalwahlen im Juni.
Feiertag nicht nur für Themen der Arbeitswelt
Dies alles zeige, dass „der 1. Mai ein Feiertag ist, der oft über die Themen der Arbeit hinausgeht“, so Paal. Das und die eingangs erwähnte Verknüpfung des Ganzen zur Kirche zeigte sich übrigens auch in der Mairede: Diese hielt Diakon Matthias Schneider, Leiter des Fachbereichs Betriebsseelsorge in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die DGB-Maifeier bot natürlich auch genügend Gelegenheit für den Austausch und – natürlich – die Gemeinschaft. Peter Demmer, der für den erkrankten Tobias Conzelmann eingesprungen war, sorgte für den musikalischen Rahmen.