Balingen

Aktuelle Bilanz zum Arbeitsmarkt: Agentur für Arbeit zu Gast im Balinger Porzellanhaus Mebold

02.05.2024

Von Robin Irmscher

Aktuelle Bilanz zum Arbeitsmarkt: Agentur für Arbeit zu Gast im Balinger Porzellanhaus Mebold

© Robin Irmscher

Anke Traber und Rolf Gehring zusammen mit Susanne Mebold (Mitte) im Porzellanhaus Mebold in Balingen

Wenn die Balinger Agentur für Arbeit ihre monatliche Arbeitsmarktstatistik vorstellt, besucht sie dafür in der Regel regionale Betriebe. Auf diese Weise sollen nicht „nur“ Zahlen und Statistiken vorgestellt, sondern der Arbeitsmarkt „vor Ort“ besucht, Gespräche mit Arbeitgebern geführt und Betriebe aus der Region vorgestellt werden. Für die Präsentation der aktuellen Statistik besuchten Anke Traber und Rolf Gehring von der Agentur das Porzellanhaus Mebold in Balingen.

Anke Traber ist die Leiterin, Rolf Gehring der Pressesprecher der Balinger Agentur für Arbeit. Am Dienstagvormittag besuchten die beiden das Porzellanhaus um dort zusammen mit Susanne Mebold und Vertretern der Presse über die aktuelle Bilanz zum Arbeitsmarkt zu sprechen.

Nicht nur Global Player werden besucht

Solche Betriebsbesuche werden von der Agentur jedes Mal vorgenommen, wenn es an die Präsentation der monatlichen Arbeitsmarktstatistik geht. Laut Anke Traber und Rolf Gehring ist es ihnen dabei wichtig, alle Branchen und Betriebsgrößen abzudecken und nicht nur „Global Player“-Unternehmen zu besuchen. Schließlich zeichne sich der Arbeitsmarkt der Region auch durch ihre vielen kleinen und Kleinstbetriebe aus. Gerade Geschäfte wie das Porzellanhaus Mebold würden viel zur Lebensqualität der Region beitragen. Der besondere Vorzug solcher Geschäfte sei die fachkompetente Beratung, die es so bei den meisten Onlineshops nicht gäbe.

„Wenn meine Frau mir sagt, ich solle eine Pfanne kaufen, dann habe ich es leichter, mich in einem Geschäft dazu beraten zu lassen, als unter den unzähligen Optionen auf Amazon zu finden, welche Pfanne sich denn nun am besten eignet“, fasst Rolf Gehring zusammen. Auch das „Bummeln und Stöbern“, wie Susanne Mebold es nennt, gäbe es so nicht beim Onlineshopping. Gerade im Porzellanhaus Mebold kann man sich Porzellanwaren, Haushaltsartikel und Küchenutensilien vor Ort anschauen und sich dazu beraten lassen. Leider käme es immer öfter vor, dass Kunden sich im Geschäft beraten lassen, dann aber online bestellen, wenn sie sich für ein Produkt entschieden haben. „Man merkt den Onlinehandel deutlich“, meinte Susanne Mebold beim Gespräch.

Arbeitslosenzahlen zum dritten Mal in Folge rückläufig

Aber nun zur eigentlichen Bilanz: Laut Anke Traber sind die Arbeitslosenzahlen zum dritten Mal in Folge zum Monatsende rückläufig. „Während im Ländle insgesamt die Arbeitslosenzahl annähernd unverändert blieb, verzeichnen wir in der Region nochmals einen zwar auch nur geringen, aber überdurchschnittlichen Rückgang im Vergleich zum Ende des ersten Quartals“, fasst sie zusammen. Allerdings ist die Arbeitslosenquote höher als zur selben Zeit im Vorjahr. Im Zollernalbkreis liegt sie aktuell bei 4,3 Prozent, wobei die höchste Quote auf Albstadt, die niedrigste auf Balingen fällt. Laut dem Bericht der Agentur sind diese Zahlen allerdings nicht statisch. „Den immer wieder neuen oder erneuten Arbeitslosenmeldungen stehen Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit, sei es wegen eines neuen Jobs oder aus anderen Gründen, gegenüber“, heißt es darin.

Betriebe sind vorsichtig mit Neueinstellungen

Im Moment seien die Betriebe vor allem vorsichtig mit Neueinstellungen. Fast jeden Tag bekäme die Agentur eine Anzeige im Bereich der Kurzarbeit. Solche Anzeigen würden zwar nicht immer heißen, dass Firmen tatsächlich auch Kurzarbeit in Anspruch nehmen, aber die anstehenden Wahlen in der USA, die Kriege in der Ukraine und Israel, sowie viele weitere Faktoren machen die momentane Situation zu einer schwierigen und schwer durchschaubaren Zeit für Arbeitgeber. Ganz allgemein gäbe es Zurückhaltung in Personal zu investieren.

Weniger Stellen gemeldet als im Vorjahr

Diese Vorsicht schlägt sich auch in darin nieder, dass die Zahl der gemeldeten Stellen im Vergleich zum April letzten Jahres deutlich gesunken ist. Allerdings, so erklärt Rolf Gehring, würden die von der Agentur erhobenen Zahlen nur ungefähr ein Drittel des Arbeitsmarktes abbilden, da nur ein Drittel der freien Stellen auch gemeldet werden. Denn der Agentur eine Stelle zu melden, ist freiwillig. Arbeitgeber sind nicht zur Zusammenarbeit verpflichtet. Viele würden neue Angestellte auch über soziale Medien, Jobbörsen im Internet oder über ihre Angestellten suchen.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt

Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht dagegen eine große Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Es gibt mehr als doppelt so viele Ausbildungsstellen wie Bewerber für Ausbildungen. „Die jungen Leute kommen gar nicht mehr auf die Idee, sich bei uns zu bewerben“, fügt Susanne Mebold hinzu. „Initiativbewerbungen haben wir schon lange nicht mehr bekommen.“ Als einen Grund hierfür nennen Anke Traber und Rolf Gehring den aktuellen Trend zur schulischen Höchstqualifikation. Immer mehr junge Menschen würden das Abitur machen. Für diejenigen, die es haben, sei es dann weniger attraktiv damit eine Ausbildung zu beginnen, als sich nach anderen Möglichkeiten umzuschauen. Allgemein wäre gerade eine sehr schwierige Zeit für junge Menschen, sich zu orientieren. Es gäbe einige, die lieber gar keine Wahl für eine Ausbildung oder einen Beruf treffen, anstatt die „falsche Wahl“ zu treffen, beobachten Anke Traber und Rolf Gehring. Beide würden Jugendlichen dringend empfehlen, so viele Praktika wie möglich zu machen, um sich auf dem Arbeitsmarkt besser orientieren zu können.

Zahl ausländischer Arbeitsloser sinkt

Ebenfalls ist dem Bericht zu entnehmen, dass die Zahl der ausländischen Arbeitslosen in den vergangenen vier Wochen überdurchschnittlich gesunken ist. Dazu würden unter anderem die Bemühungen des so genannten „Jobturbos“ beitragen, ein Programm, in dem Geflüchtete besonders unterstützt werden, um nach dem Sprachkurs schnell eine Arbeit zu finden.

Qualifikation wird immer wichtiger

Eine weitere Beobachtung der Agentur ist, dass die Qualifizierung für Arbeitslose und Beschäftigte immer wichtiger wird. „Derzeit sind 4000 Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung arbeitslos gemeldet“, stellt Rolf Gehring fest. „Das sind fast 54 Prozent aller Arbeitslosen. Das Risiko arbeitslos zu werden und länger zu bleiben, sinkt mit dem Grad der beruflichen Qualifikation.“ Das würde sich vor allem auch daran zeigen, dass Beschäftigungen ohne Berufsausbildung in den letzten 10 Jahren so gut wie nicht gewachsen seien. Rolf Gehring empfiehlt sowohl Arbeitslosen als auch Beschäftigten, sich bei Weiterbildungsinteresse an die Agentur für Arbeit zu wenden.

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