Sigmaringen

Blitzeis legt Sigmaringen lahm: Mehr als 20 Verletzte bei rund 50 Unfällen im Landkreis

23.01.2024

von Mareike Keiper, Michael Hescheler

Blitzeis legt Sigmaringen lahm: Mehr als 20 Verletzte bei rund 50 Unfällen im Landkreis

© Michael Hescheler

Die Kurve nicht gekriegt: Eine Frau gerät in der Gartenstraße ins Rutschen und fährt gegen einen Stromkasten. Die Frau bleibt unverletzt, aber in den umliegenden Häusern fällt für eine gute Stunde teilweise der Strom aus.

Zu etwa 50 Unfällen aufgrund von überfrierender Nässe ist es am Dienstagmorgen im Landkreis Sigmaringen gekommen. Der Schwerpunkt lag allerdings in der Kreisstadt und deren Umgebung. Dort waren die Straßen wegen des Blitzeises teils gar nicht mehr befahrbar. „Sigmaringen steht still“, sagte Joachim Pfänder von der Feuerwehr.

Auch drei schwerere Unfälle haben sich ereignet. Der heftigste unter ihnen passierte zwischen Ostrach und Habsthal. Laut Polizeisprecher Christian Sugg sei ein Wagen ins Schleudern geraten und in den Gegenverkehr gerutscht. Zwei Menschen verletzten sich dabei, einer schwer. Zwischen Sigmaringen und Krauchenwies überschlug sich gegen 5.15 Uhr ein Auto, nachdem es von der Straße gerutscht war. Am Wagen entstand Totalschaden, berichtet Sugg.

Überwiegend sei es aber bei Blechschäden geblieben, weil Autos gegen Leitplanken, Schilder und in Gräben gerutscht sind. Die meisten Unfälle ereigneten sich „während des klassischen Berufsverkehrs“ zwischen 7.30 und 9.30 Uhr.

Eine Frau rauschte beispielsweise aufgrund des Glatteises in der Gartenstraße in Sigmaringen ungebremst in einen Stromkasten, weshalb in einigen Gebäuden der Strom ausfiel. Feuerwehr-Kommandant Sven Glatter kam, als er die Hans-Thoma-Straße vorsichtig nach unten ging, selbst ins Rutschen. Als er zu Boden fiel, rutschte er die Straße auf allen Vieren nach unten, um keinen weiteren Unfall zu riskieren.

Klinik berichtet von mehreren Verletzten

Unfälle dieser Art hat es ebenfalls mehrere gegeben, wie Sandra Müller, Sprecherin des Sigmaringer Krankenhauses, informiert. Am frühen Vormittag seien etliche Fußgänger eingeliefert worden, die zuvor ausgerutscht und gestürzt waren. Bis 11.30 Uhr am Morgen haben Ärzte laut Müller 15 Handgelenksverletzungen behandelt, während zehn Patienten nach Verkehrsunfällen in die Klinik gekommen sind.

Blitzeis legt Sigmaringen lahm: Mehr als 20 Verletzte bei rund 50 Unfällen im Landkreis

© Feuerwehr Sigmaringen

Der Verkehr kommt in Sigmaringen am Dienstagmorgen teilweise zum Erliegen – wie hier beim Suggenstein, wo der Regiobus 500 seine Fahrt unterbrechen muss.

Denn auch die Zahl der Patienten, die nach einem Unfall ins Krankenhaus kamen, war hoch: „Im Vergleich zu dem Glatteis in der vergangenen Wochen wurden heute deutlich mehr Patientinnen und Patienten eingeliefert.“ Sie seien insbesondere in Verkehrs- und Fahrradunfälle verwickelt gewesen, die teilweise auch schwerer waren.

Blitzeis überrascht Winterdienst

Wie Stadtsprecherin Janina Krall mitteilt, sei der Winterdienst vom Auftreten des Blitzeises selbst überrascht worden. Der Winterdienst sei zwar ab 6 Uhr im Einsatz gewesen, allerdings habe sich die Lage ab 6.30 Uhr schlagartig so stark verschlechtert, dass zunächst größere Straßen und erst danach Nebenstraßen gestreut werden konnten.

Krall zeigt Verständnis für den Ärger der Bürger, jedoch könne die Stadt nur die vorhandene Kapazität des Bauhofs nutzen, und die sei eben nicht gleichzeitig überall verfügbar. Vorbeugendes Streuen sei nicht hilfreich, denn bei Blitzeis verspreche das wenig Erfolg, ergänzt sie.

Zustellerin der „Schwäbischen Zeitung“ gestürzt

Eine Berufsgruppe, die schon in den frühen Morgenstunden unterwegs war, sind Zusteller. Eine von ihnen ist in Bad Saulgau so schwer gestürzt, dass sie sich die Hüfte gebrochen hat, berichtet Irmgard Schädler, Organisationsleiterin von Merkuria, Zustelldienst der „Schwäbischen Zeitung“. Ein Zulieferfahrzeug blieb mit einer Reifenpanne liegen, das Ersatzfahrzeug konnte aufgrund des Glatteises nicht weiterfahren. „Momentan kommt es zu zweieinhalb Stunden Verspätung“, so Schädler, „aber die Gesundheit der Zusteller geht vor.“

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