Dautmergen

Dautmergens Räte sind enttäuscht und gleichzeitig froh: Keine Windräder, aber Bauland im Ort

09.04.2024

Von Volker Schweizer

Dautmergens Räte sind enttäuscht und gleichzeitig froh: Keine Windräder, aber Bauland im Ort

© Symbolbild/dpa

In Dautmergen werden sich in Zukunft wohl keine Windräder drehen.

Die einen wollen sie nicht und bekommen sie, die andere wollen sie und haben keine geeignete Flächen. Die Dautmerger sind in Sachen Windkraft aufgeschlossen, allerdings fehlt es an geeigneten Flächen. Aber auch die Solarenergie und neues Bauland wurde am Montag im Gemeinderat beraten – im Dorf an der Schlichem soll sich in den nächsten Jahres einiges tun.

Die große Politik wirkt sich aus bis in das kleinste Örtchen im Zollernalbkreis. So geben das „Wind-an-Land-Gesetz“ aus dem Jahr 2022 und das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg von 2023 vor, dass mindestens zwei Prozent der Landesfläche für erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Gerne würde man in Dautmergen einen Beitrag zur „von oben“ propagierten Energiewende leisten, allerdings fehlt es – was zumindest Solaranlagen angeht – dafür an geeigneten Flächen.

Keine Windräder im Hardtwald

Während in vielen anderen Orten der Aufschrei groß ist, wenn das Wort Windkraft nur in den Mund genommen wird, herrschte am Montagabend im Gemeinderat Enttäuschung darüber, dass sich wohl an der Schlichem auf absehbare Zeit keine Rotorblätter drehen. Tristan Laubenstein vom Balinger Umweltplanungsbüro Fritz und Grossmann, der in der jüngsten Sitzung auch den „Teilregionalplan Windenergie“ vorstellte, informierte, dass im aktuellen Papier des Regionalverbandes das Gewann „Hardtwald“ als Vorranggebiet für Windenergie nicht mehr enthalten ist. Im „Härdtle“, wie man in Dautmergen dazu sagt, wäre es denkbar gewesen, ein bis zwei Windräder aufzustellen.

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Mit dieser Entscheidung wollen sich die Dautmerger aber nicht abspeisen lassen und hartnäckig bleiben. „Denn die Windhäufigkeit dort ist sehr gut“, betonte Bürgermeister Hans-Joachim Lippus. Er – wie auch einige Gemeinderäte – vermuten, dass der Standort wegen des geplanten Absetzgeländes der Bundeswehr auf dem Waldhof herausgenommen wurde. Der Regionalverband soll deshalb im Rahmen des sogenannten Beteiligungsverfahrens eine schriftliche Stellungnahme dazu abgeben. Lippus: „Wir wollen es schwarz auf weiß belegt haben.“

Freiflächen-Photovoltaik im Gewann Mühläcker

Freiflächen-Photovoltaik-Nutzung wäre wohl im Gewann Mühläcker möglich. Die Fläche misst rund eineinhalb Hektar und befindet sich laut Tristan Laubenstein im „Regionalen Grünzug“. Eine Umsetzung wäre grundsätzlich möglich, müsste jedoch im Detail im Hinblick auf die Rentabilität noch geprüft werden.

Nicht nur die Teilregionalpläne Wind und Solar werden aktualisiert. Der Gemeindeverwaltungsverband Oberes Schlichemtal ist gerade dabei, seinen Flächennutzungsplan für seine Mitgliedsgemeinden, dazu gehört auch Dautmergen, auf den neuesten Stand zu bringen – im Bürokratendeutsch „Fortschreibung“ genannt. „Es haben sich in den vergangenen Jahren viele Änderungen ergeben“, nannte Tristan Laubenstein als Grund, „der Gesetzgeber will von Zeit zu Zeit ein gesammeltes und aktualisiertes Werk“.

Lückenschluss bis zu den Sportanlagen

In die jetzige Version sollen auch Vorhaben, die Dautmergen betreffen, einfließen. Denn die Gemeinde will sich vor allem in Richtung Dormettingen baulich vergrößern. Angedacht ist ein Lückenschluss bis zu den Sportanlagen unter Einbeziehung des früheren Zimmereibetriebs. Diese Gewerbefläche soll zu einem Mischgebiet mit rund 2,65 Hektar ausgewiesen werden. Mischgebiet bedeutet, dass sich auch Betriebe ansiedeln dürfen. „Aber nur solche, die das Wohnen nicht stören“, schränke Tristan Laubenstein ein.

Dautmergens Räte sind enttäuscht und gleichzeitig froh: Keine Windräder, aber Bauland im Ort

© Volker Schweizer

Nicht nur in Richtung Dormettingen will sich die Gemeinde deshalb vergrößern. Auch mitten im Flecken (hier die Schlichem) soll sich was tun.

Zur Sprache kam zudem die Überplanung der Fläche beim ehemaligen Forstbetrieb Peter im Gewann „Holzäcker“. Beschlossen wurde aber noch nichts. „Wir sind nicht in der Bredouille“, meinte der Bürgermeister mit Blick auf die Entwicklungsmöglichkeit der Gemeinde. Und Tristan Laubenstein ergänzte, dass sich das neue Verfahren über einen längeren Zeitraum zieht und sich sicherlich weitere Ergänzungen und Modifizierungen ergeben werden.

Info: Bei einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus, die am Mittwoch, 10. April, um 19 Uhr beginnt, geht es um die Neubebauung einer rund 3450 Quadratmeter großen Fläche in der Dormettinger Straße.

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