Balingen

Für Neulinge und Künstler, die eine andere Seite zeigen: „Wildcard“-Auftakt in Balingen

12.04.2024

Von Barbara Szymanski

Für Neulinge und Künstler, die eine andere Seite zeigen: „Wildcard“-Auftakt in Balingen

© Barbara Szymanski

Das Trio 3mal1 beswingte die Zehntscheuer. Die Schwestern wurden von Wolfgang Fischer am Klavier begleitet.

Mal rockig-bockig, mal schlager-leicht: so war das erste Konzert des „Wildcard“-Projekts. Aus der Taufe gehoben wurde diese neue Reihe als Kooperation der Zehntscheuer und des Vereins Freiraum – Balingen kreativ. Den Anfang machte das Schwestern-Trio 3mal1, die sich aus der Schlager- in die Swingzone vortasteten.

Ohne dich! – dieser rockig-bockige Pop-Hit der Kultband Münchner Freiheit zum lauthals Mitsingen klingt ganz anders: unmittelbarer, berührender, melodiöser, unglaublich weiblich. Lauthals mitgesungen haben die Zuhörer in der vollbesetzten Balinger Zehntscheuer jedoch nicht. Nur die Lippen haben sich bewegt: „Alles, was ich will, bist duuu.“

Denn es singen 3mal1, die Mutsch-Schwestern Alexandra, Franziska und Stephanie aus dem Bisinger Ortsteil Steinhofen. Ein wahrhaft beswingter Auftakt für das Projekt Wildcard gelang mit dem Auftritt der aparten Nachtigallen der Schlager-Szene. Beswingt ist übrigens kein Schreibfehler. Denn die Drei eroberten sich ein anderes Genre just für das Zehntscheuer-Musikprojekt, bei dem sich jeder, der sich berufen fühlt, musikalisch ausprobieren kann, und zwar ohne viel Technik und Gedöns.

3mal1 orientieren sich an Andrew Sisters

Es ist der Swing à la Benny Goodman oder Billie Holliday, der die Beine bewegt und direkt ins Herz zielt. 3mal1 haben sich an den Andrew Sisters orientiert, jener legendären Girl-Group, die mit Boogie Woogie und Songs wie Bei Mir Bist Du Schön die Welt in Schwung und zum Tanzen brachten. Hübsch klingt der dreistimmige Gesang von 3mal1, und kein bisschen schlager-rahmig und zuckrig. Neu ist auch, dass sich die Sängerinnen nicht nur von Play-Back-Einspielungen begleiten lassen, sondern wie hier live vom Pianisten und Komponisten Wolfgang Fischer und seinen kreativen Einfällen.

Die Idee von Bernhard Jung vom Verein Freiraum für das Musik-Konzept, das am 2. Mai mit der nächsten Überraschung aufwartet, kündigt der Rhetoriker und Moderator dieses Abends, Boris Retzlaff, als Gesprächskonzert an.

Retzlaff fragt nach

Dieser fragt deshalb die Drei zwischen ihren zauberhaft gesungenen und mit viel Beifall bedachten Liedern, warum sie sich ausgerechnet ins Schlager-Milieu verliebt hätten, ob sie Druck empfänden wegen ihrer Auftritte trotz Berufstätigkeit, wie ihr Schlagersingen bei Leuten ihrer Altersklasse damals und heute ankomme und was sie von Wildcard hielten. Für Alexandra und ihre Schwestern ist klar: „Wir freuen uns drauf, was da kommt, wie sich das Musik-Projekt entwickelt. Eine tolle Idee für Neulinge oder Künstler, die auch eine andere Seite von sich zeigen wollen.“

Die Drei empfänden kaum Druck, sie hätten schon als Grundschulkinder, als sie im Auto bei den Eltern die Schlager aus dem Radio „lautstark“ mitgeträllert hätten, Fans gehabt, und das bis heute. Ihr Erfolg gründe auf üben, üben und eben die berühmte Ochsentour.

Aber erst einmal der rauhalsige Song von Ray Charles, Hit The Road Jack. Rauhalsig? Nix da. Melodiös mit einer Prise Rauheit vielleicht tönt es bei 3mal1. Und immer wieder Swing wie das unverwüstliche Sing, Sing, Sing von Louis Prima, das auch prima ankommt ohne die legendäre Einlage von guten Drummern. Da schwingt der Boden der altehrwürdigen Zehntscheuer – mal rockig-bockig, mal schlager-leicht.

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