Hechingen

Hechingen will die Eyachtalbahn: Gemeinderat macht Weg frei für erste Planungsgespräche

23.04.2024

Von Michael Würz

Hechingen will die Eyachtalbahn: Gemeinderat macht Weg frei für erste Planungsgespräche

© Klaus Irion/Archiv

Der Güterverkehr auf der Eyachtalstrecke läuft schon seit Jahren regelmäßig, wie hier beim Salzbergwerk in Haigerloch-Stetten. In einigen Jahren könnte auch der Personenverkehr wieder folgen.

Hechingens Stadträte wünschen sich die kleine Schwester der Regionalstadtbahn: Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Dienstagabend die Stadtverwaltung – bei einer Enthaltung durch AfD-Stadtrat Johannes Simon – damit beauftragt, entsprechende Planungsgespräche mit Kreis, Land und SWEG aufzunehmen. Bei der Eyachtalbahn handele es sich um ein für Hechingen äußerst bedeutsames Projekt, konstatierten gleich mehrere Fraktionssprecher. Auch aus Rangendingen und Haigerloch kommt grünes Licht für weitere Planungen.

Der Abstimmung am Dienstagabend vorausgegangen war unter anderem eine gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte Hechingen, Rangendingen und Haigerloch im Oktober (wir berichteten ausführlich). Regionalverbandsdirektor Dr. Dirk Seidemann, Matthias Körner vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart sowie Markus Biechele von „Biechele Infra Consult“ hatten den Stadträten seinerzeit die (positiv ausgefallene) Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eyachtalbahn vorgestellt.

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Ebenfalls am Dienstagabend hat der Gemeinderat in Haigerloch einstimmig weiteren Schritten zugestimmt, der Gemeinderat Rangendingen bereits in der vergangenen Woche mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen.

Hechingen will die Eyachtalbahn: Gemeinderat macht Weg frei für erste Planungsgespräche

© Ralf Biesinger/Archiv

Der Bahnhof in Hechingen: Zu ihm würde sich mit der Eyachtalbahn ein zweiter gesellen, zahlreiche weitere Maßnahmen und Umbauten würden notwendig. Nicht zu unterschätzen sei dies, genau wie der intensive Zeit-und Planungsaufwand, betonte am Dienstagabend Werner Beck, Sprecher der Freie Wähler-Vereinigung im Hechinger Gemeinderat und Mitglied des Zweckverbands Regionalstadtbahn.

Wie stehen die Fraktionen im Hechinger Gemeinderat, die sich am Dienstagabend geäußert haben, zur Eyachtalbahn?

Bunte Liste

Fraktionssprecherin Almut Petersen betonte, wie wichtig das Projekt sei, um „die Infrastruktur auf der Schiene voranzubringen“. Für Hechingen sei die Eyachtalbahn „wirklich bedeutsam“, sagte Petersen, die den Blick aufs große Ganze weitete: Zwar fehle die Anbindung zwischen Balingen und Rottweil, dennoch gelte es, das Schienennetz in der Region bestmöglich aufzustellen. In Richtung Stadtverwaltung appellierte Petersen, das Projekt „mit Hochdruck zu realisieren“. Denn: „Wir brauchen die Eyachtalbahn wirklich.“

CDU

Stefan Hipp, Chef der Hechinger CDU-Fraktion sagte: „Wir unterstützen die Eyachtalbahn.“ In der Fraktion herrsche dazu eine „einhellige Meinung“ vor. Hipp betonte zugleich aber auch: „Die Regionalstadtbahn muss priorisiert werden.“ Es gelte, sie voranzutreiben. „Sie ist klar die Nummer 1“, sagte Hipp. Dennoch: Auch die CDU-Fraktion wolle die Nebenstrecken unterstützen.

SPD

Aus Sicht von SPD-Fraktionssprecher Jürgen Fischer handelt es sich bei der Eyachtalbahn um „ein bedeutendes Projekt“, genau genommen um „das zweitwichtigste nach der Regionalstadtbahn“. Fischer gab zu bedenken, dass sich durch die Eyachtalbahn wiederum eine direkte Anbindung auch an die Gäubahn ergeben würde. Und damit wäre auch Zürich „viel einfacher erreichbar“. Vom dortigen Flughafen würden viele in den Urlaub aufbrechen, aber auch Geschäftsreisende könnten von der Anbindung profitieren, ist Fischer sicher. Er merkte an: „Wir reaktivieren eigentlich nicht die Eyachtalbahn, sondern den Personenverkehr.“ Denn für Wochenendzüge und den Güterverkehr ist die Strecke ja bereits in Betrieb. Auch dass man mit dem „Bähnle“ (wie die Verbindung von Gammertingen einst genannt worden war) „in vielleicht 5 oder 6 Jahren nach Eyach und Horb fahren kann“, imponiert der SPD-Fraktion im Hechinger Gemeinderat.

Freie Wähler-Vereinigung

Fraktionssprecher Werner Beck betonte: „Auch wir unterstützen das Projekt.“ Wenngleich klar sein müsse, dass bis zur Realisierung der Eyachtalbahn „noch ein weiter Weg zu gehen sein wird“. Deutlich zu sehen sei das bei der Planung der Regionalstadtbahn. Beck weiß, wovon er spricht: Der Freie-Wähler-Chef ist Mitglied des Zweckverbands Regionalstadtbahn. Zwar wolle er „kein Wasser in den Wein gießen“, dennoch habe er gedacht, dass die Planungen der Regionalstadtbahn zügiger vorangehen würden. „Und jetzt kommt die Talgangbahn, da träumen einige auch schon von der Verbindung zwischen Onstmettingen und Ebingen.“ Beck warnt vor vorschneller Euphorie, betonte: Mit der Eyachtalbahn wird auf Hechingen auch ein „großes Bahnhofsprojekt“ zukommen. Und auch die Kostenseite will Beck nicht vergessen wissen: „Die Finanzierung muss klar sein.“ Grundsätzlich aber sei „die Wichtigkeit der Eyachtalbahn klar“, sagte Beck.

Wie geht es jetzt weiter? Die Stadt sieht den Zeitpunkt gekommen, „um in Gesprächen mit dem Zollernalbkreis, der SWEG und dem Zweckverband Regionalstadtbahn die nächsten Schritte abzustimmen“. Zu besprechen sei ferner auch „die Verknüpfung mit Planungsschritten der Regionalstadtbahn an Zollernalbbahn, Obere Neckar-Bahn und Hohenzollernbahn“.

Hechingen – Horb in 42 Minuten

Eine Strecke, die zum Teil bereits von Güter- und Ausflugszügen genutzt wird, ein guter Wert beim Kosten-Nutzen-Index, die ohnehin geplante Regionalstadtbahn: Der Rat, der sich aus der Machbarkeitsstudie ableiten lässt, scheint eindeutig. Auch deshalb, weil sich die Kosten von rund 64 Millionen Euro auf vielen Schultern verteilen lassen, raten die Verkehrsexperten ausdrücklich dazu, das Projekt Eyachtalbahn weiter voranzutreiben.

Laut Studie wäre dann eine Fahrzeit von Hechingen nach Horb in 42 Minuten zu realisieren. Mit dem Projekt einher gingen zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen. Gefahren werden soll übrigens mit Batterie-Zügen, die auf elektrifizierter Strecke geladen werden können.

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