Balingen

Heimat kann man überallhin mitnehmen: Cello-Solist vor Konzert in Balingen im Interview

12.04.2024

von Redaktion

Heimat kann man überallhin mitnehmen: Cello-Solist vor Konzert in Balingen im Interview

© Privat

Arne-Christian Pelz' Leidenschaften sind Musik und Angeln. Im Interview erzählt er, wie beides zu seinem Werdegang als Cellist beigetragen hat.

Die Neue Philharmonie aus Berlin ist im Rahmen ihrer Tournee „Schwäbische.Klassik.Sterne!“ am Donnerstag, 25. April, um 19.30 Uhr mit ihrem Programm „Romantik pur“ zu Gast in der Stadthalle Balingen.

Stefan Malzew, Leiter SV-Event und selbst als Dirigent tätig, hat sich vorab mit dem Solisten Arne-Christian Pelz über das Konzert unterhalten.

Herr Pelz, Sie spielen Cello, seit Sie fünf Jahre alt sind, und den Ausschlag für dieses Instrument hat das Angeln gegeben?

Arne-Christian Pelz: Ja, verkürzt gesagt schon (lacht). Der Cellolehrer in meiner Stadt war, wie man heute sagen würde, „ein cooler Typ“ und teilte meine Faszination fürs Abenteuer und fürs Angeln. So wollte ich auch sein und da fehlte dann nur noch, Cello zu spielen. Aber, Spaß beiseite, ich war fasziniert von dem kräftigen, dunklen Klang und da meine Schwester schon seit einem Jahr Klavierunterricht bekam und ich ihr dazu als Jüngerer nacheifern wollte, fiel meine Wahl auf das Cello.

Eine gute Wahl?

Für mich die beste! Seit ich mich erinnern kann, habe ich eine Sehnsucht nach einem bestimmten Klang.

Haben Sie ihn gefunden?

Ja, das kann ich so sagen und das macht mich sehr glücklich und dankbar. Der Klang des Cellos ist für mich zu einem inneren Zuhause geworden.

Sie sind bereits als 16-Jähriger zum Studium in die USA gegangen. Hatten Sie also mit Ihrem Cello so etwas wie ein Stück „klingende Heimat“ dabei?

Das Heimatgefühl, das Musik vermittelt, ist etwas sehr Persönliches, das man überall auf die Welt mitnehmen kann. Das gilt wohl nicht nur, wenn man selbst musiziert, sondern auch, wenn man Musik hört, die einem von zuhause her vertraut ist.

So ging es ja auch Dvořák, der sein Cellokonzert in Amerika schrieb und dessen Verbundenheit zu seiner Böhmischen Heimat aus jedem Ton der herrlichen Musik geradezu hervorquillt.

Das stimmt. Und da Dvořáks Musik so klar ist in ihrer Emotionalität, kann sie das Innere eines jeden Menschen berühren. Sie erfüllt mit ihrem Klang die tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit und Verbundenheit. Diese Sehnsucht steckt in jedem von uns, egal wo wir gerade weilen.

Da waren sie wieder, die Sehnsucht und der Klang …

… die zu finden Dvořák uns in diesem Stück wirklich leicht macht. Es ist ja das erste wirklich große romantische Cellokonzert, das je geschrieben wurde, übrigens auch das erste, von dem ich, damals als 16-Jähriger in Houston/Texas, den ersten Satz mit Orchester spielen durfte. Da habe ich auch erfahren, wie viel körperliche Kraft es braucht, die Emotionen dieser Musik hervorzulocken. Nach den ersten paar Minuten war ich völlig fertig und dachte, ich bekomme meinen Arm nicht mehr bewegt. Mir sind sozusagen die Pferde durchgegangen.

Noch eine abschließende Frage: Sie sind Solo-Cellist an der Deutschen Oper in Berlin. Wo sehen Sie Parallelen und Unterschiede zwischen den musikalischen Welten der Oper und denen eines Solokonzertes?

Musik erzählt immer Geschichten. In der Oper wird sie dabei geführt von den Gefühlen der handelnden Figuren, sodass die Assoziationen des Publikums einem gemeinsamen Inhalt folgen. Bei sinfonischen Werken, oder generell solchen ohne Text, entstehen die Bilder beim Hören in der Vorstellung jedes Einzelnen ganz individuell, bekommen aber doch eine Gemeinsamkeit durch den emotionalen Verlauf der Musik. Wenn die Musik dann so großartig ist wie eben die von Dvořák, entsteht ein starkes gemeinsames Erlebnis. Darin liegt die verbindende Kraft dieser Art von Musik.

Lieber Arne-Christian Pelz, wir freuen uns auf das gemeinsame Erlebnis mit Ihnen – vielen Dank für das Gespräch!

Das ist das ProgrammDas Konzert in der Stadthalle Balingen am Donnerstag, 25. April, beginnt um 19.30 Uhr. Das Programm: Antonín Dvořák, Cellokonzert h-moll op. 104; Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68. Dirigent ist Andreas Schulz, Solist Arne-Christian Pelz. Die Moderation des Konzertabends übernimmt Lutz Schumacher.

Es gibt noch Karten im Vorverkauf – für ZAK-Abonnenten zum Vorteilspreis für 30 Euro, regulär für 34 Euro, ermäßigt für 15 Euro. Karten hier online kaufen.

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