Balingen

Hurdnagelausbau 2030: Auf konkrete Pläne folgt nun die Bürokratie

12.04.2024

Von Nicole Leukhardt

Hurdnagelausbau 2030: Auf konkrete Pläne folgt nun die Bürokratie

© Nicole Leukhardt

Rechts der bisherigen Hurdnagelstraße von Weilstetten aus betrachtet soll in Zukunft ein Kreisel den Verkehr nach Frommern und auf die B463 nach Albstadt leiten.

Der Ausbau der Hurdnagelstraße zwischen Weilstetten und Frommern und damit verbunden eine Anbindung an die B463 – kaum ein Projekt steht länger auf der Wunschliste von Bürgern und Verwaltung. „Intern haben wir sehr viel daran weitergearbeitet“, versprach Tiefbauamtschef Markus Streich den Räten in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Mittwoch. Er präsentierte fünf mögliche Ausbauvarianten.

Der Favorit der Verwaltung, so viel verriet Markus Streich bereits zu Beginn seiner Präsentation, sei die Variante 1: Über die Weilstetter Gehrnstraße gelangt der Verkehr über einen zu bauenden Kreisel, der sich aus Weilstetter Sicht rechts von der jetzigen Hurdnagelstraße befindet, sowohl in Richtung Frommern als auch über eine Aufschleifung auf die Bundesstraße nach Albstadt. Auch auf Frommerner Seite soll ein Kreisverkehr entstehen: Zwischen der Firma Kern und Sohn und der jetzigen Brücke wird der Verkehr aus Frommerner Richtung nach Weilstetten geführt oder über einen weiteren Kreisel-Arm auf die Bundesstraße nach Balingen aufgeschleift. Der Radverkehr wird entlang der neuen Straße auf einem separaten Weg östlich, aus Weilstetter Richtung also rechts der Straße, entlang geführt.

Kreisel oder Einmündung

Die übrigen Varianten riss Markus Streich grob an: Sie unterscheiden sich einerseits darin, wie der Anschluss auf Frommerner Seite aussieht. Der Knoten könnte nämlich nicht nur als Kreisel, sondern auch als ampelfreie Einmündung gestaltet werden, die einen geringeren Flächenverbrauch bedeuten würde. Beim Kreisverkehr, den die favorisierte Variante 1 vorsieht, fielen die Eingriffe wesentlich größer aus. Was den Verkehrsfluss angeht, habe der Kreisel jedoch die Nase vorn: Die Planer gehen von 10 Sekunden Wartezeit auf, während die Einmündung ohne Ampel eine Wartezeit um die 30 Sekunden mit sich brächte.

Hurdnagelausbau 2030: Auf konkrete Pläne folgt nun die Bürokratie

© Stadtverwaltung Balingen

Die Skizze zeigt, wie der Verkehr über zwei Kreisverkehre bei Weilstetten und Frommern auf der ausgebauten Hurdnagelstraße und in beide Fahrtrichtungen der B463 fließen soll.

Und nicht nur das: Die Variante mit der Einmündung würde einen geradlinigeren Verlauf der Hurdnagelstraße bedeuten, der dazu verleiten könnte, Gas zu geben. Das Tempo müsste hier mit Verkehrsschildern eingeschränkt werden, wohingegen der Kreisel das Tempo baubedingt senkt.

Radweg östlich oder westlich

Und für beide Ideen, ob Einmündung oder Kreisverkehr auf Frommerner Seite, haben die Planer den Radweg jeweils variiert: Eine Lösung sieht ihn jeweils auf östlicher, die andere auf westlicher Seite vor. Auch hier haben die Fachleute einen Favoriten: Während die Radler heute auf der westlichen Seite der Hurdnagelstraße fahren, sollen sie dies künftig östlich davon tun. Zwar ist ein einfacher Anschluss an bestehende Radwege nicht ohne weiteres möglich, auch müsste der Waldorfschul-Verein ein Stückchen Grund verkaufen. Großer Vorteil jedoch ist, dass es wesentlich weniger Querungsstellen gibt. Denn die Radler würden in Weilstetten die Hurdnagelstraße einmal queren und damit an der am besten geeigneten Stelle. Eine fünfte Variante, bei der der Radweg die Hurdnagelstraße zweimal queren muss, wurde recht schnell verworfen. Immerhin sei die Verbindung zwischen Weilstetten und Frommern im Radverkehrskonzept als Pendlerroute ausgewiesen, habe also grundsätzlich einen hohen Stellenwert.

Die Kosten für die Varianten halten sich die Waage, „wir rechnen mit 2,8 Millionen Euro rein für den Straßenbau“, erklärte Markus Streich den Räten. Die Gesamtkosten sollen sich, Stand jetzt, auf 7,5 Millionen Euro belaufen. Mit einem Baubeginn rechne er, bis Förderanträge gestellt und beschieden seien, spätestens etwa im Sommer 2030.

„Zufahrt über Gehrnstraße wird nicht funktionieren“

Kritik an dem Plan äußerte Weilstettens Ortsvorsteher Wolfgang Schneider, der die Diskussion eröffnete. „Die Zufahrt über die Gehrnstraße wird so nicht funktionieren“, betonte er. Die schmale Straße durch das Wohngebiet würde die zu erwartende hohe Verkehrslast nicht stemmen können, so sein Argument. Denn aktuell sei der Verkehr dort nicht repräsentativ: „Viele lassen sich vom schlechten Zustand der Hurdnagelstraße abschrecken und meiden sie, bei gutem Ausbau wird die Frequenz maßgeblich steigen“, so Schneider. Als Zu- und Abfahrt von der Bundesstraße nach Weilstetten werde die Lösung über die Gehrnstraße nicht funktionieren, „wir brauchen weitere Planungen“.

Über die zeitliche Kollision mit dem Bau des Zentralklinikums zeigte sich SPD-Rat Ulrich Teufel besorgt. „Das wird ein Riesenproblem“, mutmaßte er. Den Hurdnagel müsse man „ganz dringend, auch für den Schwerlastverkehr, vorher bauen“. Rückendeckung bekam Teufel von Frommerns Ortsvorsteher Stephan Reuß, der ebenso betonte, dass der Hurdnagelanschluss noch vor dem Klinikumbau kommen sollte. „Wenn es auf der Bundesstraße einen Unfall gibt, ist die Frommerner Ortsdurchfahrt komplett dicht, dann steht dort auch ein Sanka“, unterstrich er. Wichtig sei es dennoch, dass die Stadt in die Planungen einsteige, „nur hilft der beste Plan nix, wenn wir das notwendige Brückenbauwerk nicht kriegen“.

Verkehrschaos voraus?

Sorgen, die Baudezernent Michael Wagner zu zerstreuen versuchte. „Das Klinikum soll 2030 in den Probebetrieb, 2031 in den Vollbetrieb gehen“, begann er. Durchaus könnten beide Bauvorhaben „eine gewisse Parallelität“ aufweisen, doch ein Klinikum bringe nicht per se eine Verkehrsflut mit sich. Die spannendere Frage sei tatsächlich, wann der Ausbau der B463 komme, „das ist eine ambitionierte Geschichte, hochspekulativ“, wie Wagner anmerkte. Idealerweise in den Jahren 2031 bis 2033. Ein Verkehrschaos, wie von einigen Räten prophezeit, sehe er „nicht in dieser Schärfe“, betonte er jedoch.

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