Inneringen

Neue Bieterrunde startet: Kostenexplosion bringt Solawi in Inneringen nicht aus dem Tritt

09.01.2024

von Julia Brunner

Neue Bieterrunde startet: Kostenexplosion bringt Solawi in Inneringen nicht aus dem Tritt

© Nadine Teufel

Im ersten Jahr hat die Solawi in Inneringen 26 Abholungen in Kisten bereitgestellt. Philipp Teufel hofft, 2024 30 Abholungen möglich zu machen.

Aus dem ersten Erntejahr zieht der Verein Lehren. Die Einnahmen will er durch höhere Mitgliederbeiträge verdoppeln, aber auch mehr bieten. Inneringer Verein will dieses Jahr Einnahmen verdoppeln und stellt erste Mitarbeiter an

Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) in Inneringen startet zufrieden, aber auch mit mehreren Lehren in das zweite Anbaujahr. Im Februar steht die nächste Bieterrunde an, bei der Mitglieder für Anteile an der Ernte bieten können. Im ersten Jahr haben die 35 Vereinsmitglieder 25 Ernteteile erworben. Für 2024 hat sich die Solawi Großes vorgenommen und will auch die Einnahmen deutlich steigern.

Als Richtwert wurden 2023 bei der Bieterrunde 50 Euro pro Ernteanteil vorgeschlagen. Diese werden von März bis Dezember von den Mitgliedern bezahlt. Die meisten Bieter hätten wenige Euro unter oder über 50 Euro geboten, sagt Vorstandsmitglied Philipp Teufel.

Im ersten Jahr hatte die Solawi Einnahmen von etwa 12.000 Euro. „Das ging auf, aber vieles ist teurer geworden. Wir haben zum Beispiel Jungpflanzen vorbestellt. Von der Bestellung bis zur Lieferung ist der Preis 20 bis 30 Prozent teurer geworden“, sagt er. Auch beim Saatgut habe sich die Solawi verkalkuliert. Dieses habe sich im Preis verdoppelt.

Folgekosten stehen an

Von den 12.000 Euro seien aktuell 2500 Euro übrig. Das sei aber kein Gewinn, da im Januar und Februar noch Folgekosten abgezogen werden müssen. „Wir haben noch keine Wasserabrechnung erhalten und es kommen Werbekosten für die neue Bieterrunde dazu“, so Teufel. Er rechnet damit, dass etwa 500 Euro übrig bleiben.

Neue Bieterrunde startet: Kostenexplosion bringt Solawi in Inneringen nicht aus dem Tritt

© Philipp Teufel

Durch starke Preissprünge bei Samen und Jungpflanzen musste die Solawi ihre Ausgaben neu kalkulieren.

Damit ist Teufel zufrieden. „Wir hatten im ersten Jahr quasi keine Personalkosten, nur Honorarkosten für unsere Gartenplanerin“, sagt er. Durch die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder und gute Planung – zum Beispiel das Bewässern mit Tropfschläuchen – konnten Arbeitskräfte eingespart werden. Langfristig will Teufel aber eine Vollzeitstelle bei der Solawi beschäftigen.

2024 bessere Ernte erwartet

Bei der neuen Bieterrunde im Februar müssen die Mitglieder mindestens 70 Euro bieten, um einen Anteil der Ernte zu erstehen. „Es gibt mehr Kosten, aber ich denke, dass es auch eine bessere Ernte geben wird“, erklärt Teufel die Kostensteigerung. Statt 26 Abholungen soll es dieses Jahr 30 Abholungen von frischem Gemüse geben.

Diese finden zwischen Juni und November wöchentlich und im Mai und Dezember alle zwei Wochen statt. Dann können die Mitglieder, die zu etwa einem Drittel aus Inneringen, einem Drittel aus Veringenstadt, Kettenacker und Feldhausen und einem Drittel aus Bingen, Gammertingen, Trochtelfingen und Winterhausen kommen, die Ernte in Kisten abholen.

Teufel hofft, dass 50 Ernteanteile bei der Bieterrunde zusammenkommen. „Dann passt es auch mit der größeren Anbaufläche“, sagt er. Im ersten Jahr wurden auf etwa 1000 Quadratmetern Tomaten, Karotten, Salate, Gurken oder Kohl angebaut. 2024 kommen zwei Folientunnel mit etwa 500 Quadratmetern und ein zweiter Acker als Anbaufläche dazu.

Mindestens 24.000 Euro gebraucht

Um die Kosten zu decken, geht Teufel davon aus, dass mindestens 24.000 Euro gebraucht werden. Eine Untergrenze, wie er sagt. Die Wunschsumme sei 30.000 Euro – einerseits, weil es ab diesem Jahr eine Minijob- und eine FÖJ-Stelle geben wird, die finanziert werden müssen. Andererseits, weil Teufel auch privat in die Solawi investiert hat. Die Ackerflächen verpachtet der IT-Ingenieur dem Verein und die beiden Folientunnel vermietet er ebenfalls an ihn. Aktuell ohne Bezahlung.

Kooperation mit Landwirten geplant

Für 2024 will die Solawi mit umliegenden Landwirten kooperieren und zum Beispiel Kartoffeln, die effektiver mit Maschinen angebaut und geerntet werden können, zukaufen. Diese sollen ähnlich wie die Solawi-Mitglieder aus einem Radius von etwa 20 Kilometern stammen, um den lokalen Gedanken des Vereins zu erhalten.

Außerdem hofft Teufel, aus dem ersten Anbau- und Erntejahr Lehren für 2024 zu ziehen. Mit mehr Struktur und einem System für Workshops und Mitmachtage sollen die Mitglieder animiert werden, sich langfristig bei der Solawi zu engagieren.

So kann man Mitglied werden

Wer Mitglied der Solawi werden und für Ernteteile bieten möchte, kann auf solawi-inneringen.org die nötigen Dokumente ausfüllen. Am 14. und 21. Januar finden Informationsveranstaltungen jeweils um 14 Uhr in der Alten Schule in Inneringen statt. Am 25. Februar ist die Bieterrunde.

Das ist eine solidarische Landwirtschaft

Eine solidarische Landwirtschaft (Solawi) ist ein Konzept, bei der sich eine Gruppe von Verbrauchern mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben zusammenschließt oder selbst Lebensmittel anbaut. Diese Gemeinschaft garantiert eine Abnahme der Ernte.

Mit ihrem Betrag finanzieren die Mitglieder die Solawi und erhalten einen meist wöchentlichen Ernteanteil regional produzierter Produkte, die meist in Bioqualität angebaut werden. In Bieterrunden können die Mitglieder angeben, wie viel Geld sie bereit sind, meist monatlich für einen Ernteanteil auszugeben. Wer mehr ausgeben kann und will, kann auch über das Mindestgebot bieten.

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