Balingen

Realschul-Sanierung schluckt fast 20 Millionen – ein Neubau wäre doppelt so teuer

12.04.2024

Von Nicole Leukhardt

Realschul-Sanierung schluckt fast 20 Millionen – ein Neubau wäre doppelt so teuer

© Nicole Leukhardt

Die Realschule auf dem Balinger Längenfeld wird seit Jahren saniert: 20 Millionen Euro wird die Instandsetzung noch kosten.

Vor gut zehn Jahren stand das Gebäude zur Disposition, nun ist jedoch längst klar, dass nicht abgerissen, sondern saniert wird: Die Balinger Realschule wird in den kommenden Jahren noch fast 20 Millionen Euro verschlingen. Darüber informierte Architekt Till Wäschle die Räte des Technischen Ausschusses. Er machte auch deutlich: Ein Neubau wäre doppelt so teuer.

Die Sanierungsgeschichte der Realschule in Balingen ist keine neue. Schon 2008 sei klar gewesen, dass der Brandschutz defizitär sei, hatte Till Wäschle am Mittwoch in einem kurzen zeitlichen Abriss die jüngere Vergangenheit der Balinger Realschule dargestellt. „Es gab ein zentrales, nach oben durchgehend offenes Treppenhaus“, schilderte Wäschle. Darüber und nur darüber seien alle Flure und Räume erreichbar gewesen. „Man darf sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn einer im Erdgeschoss unten auf die Idee gekommen wäre, einen Papierkorb anzuzünden“, malte er ein Schreckensszenario an die Wand. Eine zeitaufwendige Fensterrettung wäre für einen Großteil der Schüler zu spät gekommen.

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Schnell habe man damals also Sofortmaßnahmen ergriffen, um das Gebäude mittelfristig nutzbar zu halten. „Das Treppenhaus ist komplett verglast worden“, schilderte Wäschle. Außerdem seien zwei zusätzliche Fluchttreppen geschaffen worden. Jetzt allerdings sei eine Tragwerkssanierung erforderlich. Die Sanierungskosten, die sein Büro ermittelt hat, liegen insgesamt bei 19,86 Millionen Euro.

Neubau käme auf 40 Millionen Euro

Wäre ein Neubau da nicht günstiger geworden? „Nein“, stellte Wäschle klar. Das Doppelte, nämlich etwa 40 Millionen Euro, würde ein solcher kosten. Stichwort graue Energie: In die Bewertung, also ob Sanierung oder Neubau sinnvoller ist, floss mit ein, welche Energie für den Bau, den Transport, die Lagerung, den Rückbau und die Entsorgung insgesamt aufgewendet werden müsste. Das Ergebnis zeige deutlich, dass Nachhaltigkeit immer maßgeblicher werde.

Ein Brocken für den städtischen Haushalt, „der erstmal Stille im Raum verursacht“, wie CDU-Rat Klaus Hahn die Diskussion eröffnete. Die Zahl habe die Räte freilich schockiert, „andererseits haben wir ja gewusst, dass da was auf uns zukommt“, ergänzte er. Sein Vorschlag: „Vielleicht kann man die Bauabschnitte um ein bis zwei Jahre mehr strecken?“ Die Zahl an sich müsse man aber vielleicht auch erst sacken lassen, „es wird ein Thema fürs neue Gemeinderatsgremium“, wie er erklärte.

Dass die Sanierung fortgeführt werden soll, darüber herrschte Einigkeit im Gremium. „Es geht ja auch nicht nur um die Euros, sondern auch um die CO2-Bilanz“, wie Grünen-Rat Uwe Jetter anmerkte. Dass das Gebäude an sich auf seine pädagogische Funktion hin untersucht werden soll, regte Markus Wochner (Freie Wähler) an. „Dort fehlt seit je her eine funktionierende Aula“, betonte er. Die Schule habe diesbezüglich keine Wünsche geäußert, entgegnete Wäschle.

„Fast ein Schnäppchen“ zum halben Preis

„Fast ein Schnäppchen“ nannte Dr. Dietmar Foth die Kostenauflistung für die Sanierung mit einem Augenzwinkern und wies darauf hin, dass die Instandsetzung der Realschule eine Aufgabe über Jahre sei, die sich unter diesem Aspekt haushaltstechnisch auch besser darstellen lasse.

Grünen-Rat Peter Seifert wollte wissen, wie es um die künftige Barrierefreiheit bestellt sei, „Stichwort Inklusion“. „Mit einem Aufzug und einem gewissen Zusatzbetrag könnte man diese Barrierefreiheit umsetzen, technisch wäre das möglich“, bestätigte Till Wäschle. Den Sachstandsbericht nahmen die Räte zur Kenntnis, wohl wissend, dass es sich bei der Schulsanierung um ein langfristiges Projekt auch für zukünftige Haushalte und Gremien handelt.

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