Stetten am kalten Markt

Straße im Schmeiental: Der Biber war offenbar doch nicht Schuld am Absacken

02.05.2024

von Susanne Grimm

Straße im Schmeiental: Der Biber war offenbar doch nicht Schuld am Absacken

© Ilkka - stock.adobe.com

Ein Biber wie dieser oder mehrere Artgenossen sind derzeit im Schmeiental aktiv.

Im Februar sollte er noch vergrämt werden, doch beim Vor-Ort-Termin war vom Biber keine Spur. Der Verbindungsweg zwischen Storzingen und Oberschmeien ist also doch nicht an einer Stelle wegen dem Nagetier abgesackt. Für das Köhlerfest ist das aber trotzdem keine gute Nachricht.

Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung noch einmal mit dem Gemeindeverbindungsweg zwischen Storzingen und Oberschmeien befasst. Seit Oktober ist die Straße entlang der Schmeie gesperrt, da Teilbereiche des Belags an einer Hangkante abgesackt sind.

Hier war der Biber nicht aktiv, aber an anderer Stelle

Der zuerst geäußerte Verdacht, eine Biberfamilie habe durch ihre Aktivitäten die Straße unterhöhlt und damit die Absenkung verursacht, hatte sich nicht bestätigt, wie Bürgermeister Maik Lehn sagte. Denn Mitte Februar sei die beschlossene Vergrämung des pelzigen Landschaftsarchitekten durch Baggerarbeiten vorgenommen worden, bei dem auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts anwesend gewesen sei. Dabei sei „überrascht festgestellt worden, dass keine Biberkessel oder Röhren gefunden werden konnten“. Zumindest nicht in diesem Bereich, an anderer Stelle hat der große Nager unübersehbar seine Spuren hinterlassen.

Tier hält Menschen auf Trab

Lehn fächerte den Verfahrensablauf seit Feststellung der Straßenschäden auf, die hierbei auftretenden Schwierigkeiten und Probleme offenlegten. So sind im Rahmen des Biberverdachts nach Rücksprache mit dem Landratsamt der Hang und das angrenzende Areal untersucht, ein Biberdamm in der Nähe des Straßenteilstücks unter Beteiligung eines Biberexperten entfernt, Vergrämungsmaßnahmen durchgeführt sowie Begehungen mit Fachleuten des Ingenieurbüros Kovacic veranlasst worden. Dazu kamen Behördentermine im Landratsamt zwecks Abklärung weiterer Verfahrensschritte sowie Artenschutzbesonderheiten und letztendlich Klärung offener Fragen zur Statik und Baugrunduntersuchungen.

Wegen der Witterung der vergangenen Monate sowie verschiedener artenschutzrechtliche Einschränkungen konnten die Arbeiten noch nicht begonnen werden, so der Bürgermeister. Jürgen Schwochow und Jonas Bath vom Büro Kovacic erläuterten dem Rat verschiedene Sanierungsmöglichkeiten mit den zu erwartenden Kosten. Wie Schwochow ausführte, haben sich zwei Lösungsansätze für die laut Baugutachten „nicht standsichere Böschung“ herauskristallisiert, die mit Blick auf die örtlichen Gegebenheiten durchführbar sind.

Effektive Möglichkeit zur Stabilisierung

Als kostengünstigste und dennoch effektive Möglichkeit den Hang zu stabilisieren, beschrieb der Fachmann die Verwendung von „bewehrter Erde“ mittels einer Stützkonstruktion. Dazu muss der Asphalt entfernt und der Straßenkörper mit einem Schätzvolumen von etwa 1000 Kubikmetern abgetragen werden. Dann würde der Untergrund, der teilweise aus wenig tragfähigem Tuff besteht, mit Bruchsteinen, beziehungsweise Geröll (sogenannte Schroppen) und Vlies stabilisiert. Mit einem Schichtaufbau – Schwochow verglich dies mit dem Fertigen einer Schwarzwälder Kischtorte – und einer Stützkonstruktion aus Metall und Kunststoff einschließlich Auffüllung mit frischer Erde soll der Dammkörper wieder aufgebaut werden.

Diese „Schichttorte“ würde einschließlich des Neuaufbaus der Straße zirka 220.000 Euro kosten, was sicher dem einen oder anderen im Rat Verdauungsbeschwerden bereitet hat. Denn diese Summe, ob mit oder ohne Biberzutun, wird die Gemeinde ohne Zuschüsse schultern müssen, wie Lehn schon in der Januarsitzung gesagt hatte. „Da kommt was auf uns zu!“, meinte Daniel Sauter. Sein Kollege Daniel Hagg (beide FW) sowie Klaus-Dieter Halder (CDU) erfragten andere Vorgehensweisen wie beispielsweise Felsabtragungen oder das Einbringen von Betonbauteilen in den Untergrund. Beides würde die Maßnahmen zusätzlich verteuern, so Ingenieur Schwochow, zudem könnten sich Betonteile im weichen Untergrund verschieben, was wieder zu Absenkungen führen könnte. „Die bewehrte Erde hat sich bewährt“, spielte Schwochow mit dem Wortklang und untermauerte den Erfolg solcher Hangabsicherungen mit Beispielen aus der Praxis.

Variante günstiger, aber mit Risiko weiterer Setzungen

Schlussendlich entschied der Rat, das Büro mit der Ausschreibung und Umsetzung des Projekts „Bewehrte Erde“ am Straßenteilstück des Gemeindeverbindungswegs von Storzingen nach Oberschmeien zu beauftragen, einschließlich der anschließenden Straßensanierung. Zuvor hatte das Gremium die zweite Variante, das Abtragen der Böschung und Auffüllung mit Schroppen und Schotter trotz geringerer Kosten (115.000 Euro) verworfen, da dies nach Ansicht der Fachleute das Risiko weiterer Setzungen berge.

Köhlerfest kann nicht stattfinden

Einen zusätzlichen Wermutstropfen mischt Lehn in den schon sauren Trank mischen: Das im Juli geplante Köhlerfest der Storzinger Dorfgemeinschaft kann aufgrund dieser Arbeiten nicht stattfinden, denn diese können vermutlich erst im Juli begonnen werden, wenn das Landratsamt vor dem Hintergrund des Natur- und Artenschutzes – speziell der Schutzzeit für die Wasseramsel – der Maßnahme zustimmt. Rund zwei Monate werden für die Bauarbeiten veranschlagt. Der Bürgermeister: „Wir würden uns freuen, wenn das Köhlerfest 2025 stattfinden würde!“

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