Schömberg

Welcher Entwurf macht beim Schömberger Rathaus das Rennen? – Entscheiden soll der neue Gemeinderat

02.05.2024

Von Volker Schweizer

Welcher Entwurf macht beim Schömberger Rathaus das Rennen? – Entscheiden soll der neue Gemeinderat

© Volker Schweizer

Bürgermeister Karl-Josef Sprenger (rechts) führte am Maifeiertag interessierte Schömberger durch die Ausstellung in der Stauseehalle. Noch bis Sonntag sind sämtliche Entwürfe mit den jeweiligen Modellen zu sehen.

Die Schömberger zeigen großes Interesse an den Entwürfen für ihr künftiges Rathaus. Modelle und Erklärungen dazu sind noch bis Sonntag in der Stauseehalle zu sehen.

Von außen hui, von innen pfui – so lässt sich der Zustand des jetzigen Amtsgebäudes, das die Stadt im Jahr 1861 gekauft hat, wohl am besten beschreiben. Es ist energetisch total veraltetet, im Inneren geht’s eng zu und der darunter liegende Ölschiefer bereitet massive Probleme. In der Alten Hauptstraße muss also ein Neubau her. Dieser ist, nachdem die Stadt Einwände der Denkmalschutzbehörde ausräumen konnte, seit längerer Zeit beschlossene Sache. Auch zur Freude von Bürgermeister Karl-Josef Sprenger, mit dem unsere Zeitung am ersten Ausstellungstag gesprochen hat.

Das „erste Haus am Platz“

Ein Rathaus ist, wie es Sprenger immer wieder betont, das „erste Haus am Platz“, und das müsse Selbstbewusstsein ausstrahlen – deshalb, auch weil es der Gesetzgeber so verlangt und es nur dann auch Zuschüsse gibt – begab sich die Stadt deutschlandweit auf die Suche nach einem für Schömberg passenden Gebäude. 15 Teilnehmer, davon fünf „gesetzte“ Büros, und zehn weitere Büros, die unter mehr als 100 interessierten Planern Losglück hatten, wurden schließlich ausgewählt, Planentwürfe zu machen. Und die hätten, so Sprengers Fazit, unterschiedlicher nicht sein können.

Welcher Entwurf macht beim Schömberger Rathaus das Rennen? – Entscheiden soll der neue Gemeinderat

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So würde der Sitzungssaal aussehen, wenn der Gemeinderat für den Entwurf des ersten Preisträgers aus Stuttgart stimmt..

Vor zwei Wochen tagte dann eine elfköpfige Jury, die mit sechs namhaften Architekten aus Baden-Württemberg, München und Bregenz, vier Gemeinderäten und dem Bürgermeister hochkarätig besetzt war. „Wir haben uns bei der Durchsicht der Entwürfe viel Zeit gelassen, viel diskutiert und abgewogen“, berichtet Sprenger. Es sei dabei nicht nur um architektonische Dinge gegangen, sondern zum Beispiel auch darum, ob im Alltag die Arbeitsabläufe funktionieren. Um die Preisträger küren zu können, waren laut Sprenger zwei Durchgänge notwendig, rund zwölf Stunden rauchten die Köpfe.

Zwei Entwürfe auf dem Siegertreppchen

Den Platz ganz oben dem Siegertreppchen teilen sich zwei Büros – und damit auch das Preisgeld in Höhe von 16.200 Euro. Der Entwurf von Architekten aus Stuttgart lehnt sich stark an das bisherige Gebäude an. Und so ist die Jury in ihrer Beurteilung sicher: Die giebelständige erhöhte Bauweise werde mit seinen fünf Geschossen sehr präsent sein und als besonderer Stadtbaustein positiv wahrgenommen. Lobend erwähnen die Experten den „klar strukturierten Grundriss“ und die Gestaltung des großen Sitzungsaals im Obergeschoss, der sich durch das steile Satteldach räumlich gekonnt inszeniere.

Der zweite preisgekrönte Plan eines Büro aus Aachen bildet, so empfindest es der Bürgermeister, die Stadtkontur am besten ab. Dem, wie es in der Beurteilung heißt, „zweiteilig komponierten Baukörper, bestehend aus einem Längsbau und einem giebelständigen Teil“, attestieren die Preisrichter „die für die Bauaufgabe nötige Kraft und Zeichenhaftigkeit“. Der neue Vorplatz wird als angemessen angesehen, und auch der geplante Innenausbau gefällt: „Die Verortung der beiden großzügigen und räumlich atmosphärischen Treppenhäuser verhelfen den Obergeschossen zu gut organisierbaren Grundrissen mit kurzen Wegen innerhalb des Gebäudes“.

Zwei Gebäude mit Glasverbindung

Der dritte Preis ging auch an ein Architekturbüro aus Stuttgart, der vierte für einen Flachdachbau, der Anerkennungspreis für die Idee, die bisherige Fassade stehen und von Bäumen bewachsen zu lassen. Die übrigen Entwürfe, darunter auch ein Vorschlag von Patrick Saffrin aus Wellendingen, sahen unter anderem Flachdächer vor und, wohl noch der früheren Ideen geschuldet, die Angestellten des Gemeindeverwaltungsverbandes Oberes Schlichemtal mitunterzubringen, zwei Gebäude mit Glasverbindungen vor.

Entscheidung erst im Herbst

Die Gemeinderäte haben nun also die Qual der Wahl. Welcher der beiden erstplatzierten Büros den Auftrag erhält, entscheidet sich wohl erst im Herbst, also nach der Kommunalwahl. Dem Bürgermeister schwebt vor, dass das bisherige Gremium lediglich eine Empfehlung ausspricht. Den finalen Beschluss will Sprenger dann den neuen Rat, der sich nach den Sommerferien zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommt, treffen lassen.

Welcher Entwurf macht beim Schömberger Rathaus das Rennen? – Entscheiden soll der neue Gemeinderat

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Viel Schelte würden Bürgermeister und Gemeinderäte wohl ernten, wenn dieser Plan zur Umsetzung käme. Karl-Josef Sprenger: „Dann können wir auswandern.“

Einen Termin für den Abriss des bisherigen Rathauses gibt es noch nicht. Bevor der Bagger kommt, muss, so die Vorgabe der Behörden, alles dokumentiert sein. Der Umzug der Verwaltung ins gegenüberliegende Gebäude der Musikschule Schreijäg soll im Herbst erfolgen. Die Stadt will sich dort für die nächsten drei Jahre einmieten. Das Bürgerbüro bleibt aber am angestammten Standort in der Alten Hauptstraße 5.

Bürgermeister und Hauptamtsleiter stehen Rede und Antwort

Seit Mittwoch sind in der Stauseehalle alle Entwürfe ausgestellt, nicht nur die der Preisträger, sondern aller 15 Teilnehmer. Schon am ersten Tag kamen zahlreiche Schömberger – einige mit Rucksack, weil sie sich im Anschluss zur traditionellen Maiwanderung aufmachten – um sich zu informieren. Rede und Antwort standen ihnen der Bürgermeister und Hauptamtsleiter Joachim Heppler. Die Ausstellung dauert noch bis Sonntag und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es finden, wenn es gewünscht wird, Führungen statt. Natürlich beantwortet das Personal auch Fragen.

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