Schömberg

Klein, flott und rot auf Schömbergs Palmbühl: „AnsprechBar“ bietet Menschen ein hörendes Herz

16.04.2024

Von Volker Schweizer

Klein, flott und rot auf Schömbergs Palmbühl: „AnsprechBar“ bietet Menschen ein hörendes Herz

© Volker Schweizer

Dekan Augusty (links) und Pfarrer Pushpam segnen den roten Flitzer.

Neues Seelsorgeangebot außerhalb der Kirche: Auf dem Palmbühl in Schömberg steht ab Mai jeden Sonntag ein knallroter Kastenwagen, eine sogenannte „Ape“ – mit einer besonderen Einladung und Botschaft.

Wenn im Wonnemonat die Wallfahrer wieder in großer Zahl das Kirchlein zur Schmerzhaften Muttergottes besuchen, wird ihnen direkt am Eingang sicherlich das seltsam anmutende Dreirad, das in Italien Kult ist, ins Auge fallen. Natürlich wirbt mit der „Ape“ kein Autohaus um neue Kunden, und nein, auch Michael Holl, der Seelsorger, kutschiert nicht damit herum. Dahinter steckt eine ganz andere Idee.

Kaffeemaschine, Tisch und Stühle

„AnsprechBar“ steht auf beiden Seitenwänden, und auf der Ladefläche befinden sich griffbereit eine Kaffeemaschine, ein Tisch und Stühle. Holls Intension lautet: „Wenn die Menschen nicht zu mir ins Pfarrhaus kommen, gehe ich eben vor die Tür.“ Und so hofft er – zusammen mit einem bislang dreiköpfigen Team –, dass nach den Andachten viele Leute in der ungezwungenen Atmosphäre das Gespräch suchen und vielleicht mit neuer Kraft und Zuversicht den Nach-Hause-Weg wieder antreten.

Die „Ape“ wurde im Beisein von viel kirchlicher Prominenz offiziell vorgestellt, Dekanatsreferent Achim Wicker erinnerte dabei, dass vor zwei Jahren auf dem Palmbühl mit Michael Holl eine Profilstelle besetzt worden sei, mit dem Ziel, den über 300 Jahre alten Gnadenort mit neuen Ideen zu beleben. Und dazu gehöre das Projekt „AnsprechBar“, das auch von der Diözese Rottenburg Stuttgart gefördert werde. Es entspreche den pastoralen Schwerpunkten, erreich- und ansprechbar zu sein, nicht nur für Gläubige, sondern auch für Spaziergänger oder Urlauber.

Kleines Unterstützer-Team

„Wir drängen uns nicht auf und wollen niemanden den Glauben überstülpen“, versicherte Michael Holl, der bei seiner Arbeit von Siegfried Bertsch, Simone Gerhardt und Sandra Neher-Keller unterstützt wird. In der „AnsprechBar“ gäbe es auch keine Rezepte, keine fertigen Ratschläge und keine Besserwisserei. Die biblischen Leitmotive seien, angelehnt an Passagen aus dem ersten Buch der Könige und dem Lukas-Evangelium, wo Jesus einem Blinden begegnet ist, ein hörendes Herz zu haben und die Freiheit des anderen zu respektieren. Das Projekt entwickle sich sicher noch, geöffnet sei die „AnsprechBar“ erstmal nach den Maiandachten, aber auch auf telefonische Anfrage. Auch über weitere Mitstreiter würde er sich freuen. Wer sich dem Quartett anschließen wolle, für den biete sich im Herbst der Besuch des kirchlichen Basiskurses Seelsorge an.

Gemeinderat Frank Polich, der für Bürgermeister Karl-Josef Sprenger sprach, lobte das „super-tolle Angebot“, das eine Bereicherung für die Stadt sei und – „mit Blick auf die Welt, die noch nie so hektisch und unsicher war“ – sicher gut angenommen werde. Auch Pfarrer Uwe Stier, der Administrator für die Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal, bescheinigte, mit dem neuen Angebot am Puls der Zeit zu sein. Obwohl viele in der digitalen Welt das Reden verlernt hätten, würden Menschen das Gespräch suchen, das belege die hohe Nachfrage nach Selbsthilfegruppen.

Auf dem Balinger Marktplatz

Auch die Bischof-Moser-Stiftung, die nach dem früheren Oberhirten der Diözese Rottenburg-Stuttgart benannt ist, dessen Geburtstag sich am 10. Juni 1923 zum 100. Mal jährte, hat für die „AnsprechBar“ Geld beigesteuert. Vorstand Rolf Seeger lobte das „Format der innovativen Begegnung“, das Rat geben und Freude schenken könne. Man dürfe, im Alltag, im Lebenskarren nicht stecken bleiben.

Klein, flott und rot auf Schömbergs Palmbühl: „AnsprechBar“ bietet Menschen ein hörendes Herz

© Volker Schweizer

Das Mitarbeiterteam: Wallfahrtsseelsorger Michael Holl (Zweiter von links), Sandra Neher-Keller (links), Siegfried Bertsch und Simone Gerhardt.

Passend dazu waren die Lieder, die für die Segnung des Fahrzeugs durch Dekan Pater Augusty Kollamkunnel und Pfarrer Shibu Pushpam ausgesucht wurden. So hieß es gleich zu Beginn: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist.“ Und nach dem „Vater unser“ lautete im Text von Kurt Rommel der Wunsch an Jesus, Mut zum Hören zu geben, „auf das, was du uns sagst“.

Wer die „Ape“ schon vor dem Mai live sehen möchte, hat dazu am Donnerstag, 18. April, die Möglichkeit dazu. Bei der Eröffnung der 72-Stunden-Aktion fährt sie auf den Marktplatz in Balingen vor.

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