Mathe im Grünen: Dieser Bauwagen ist das erste Natur-Klassenzimmer im Zollernalbkreis
19.04.2024
© Michael Würz
Junge Forscher können die Natur auch innerhalb des Bauwagens erkunden – unter dem Mikroskop, das auf einem der stilvoll gezimmerten Tischchen auf seinen Einsatz wartet.
Am Freitagmorgen ist der Schul-Natur-Erlebnis-Wagen der Hechinger Albert-Schweitzer-Schule eingeweiht worden. Er ist zugleich das erste pädagogische Angebot seiner Art im gesamten Kreis.
Der Wind pfeift, das nasskalte Wetter verbreitet ernstzunehmende Herbststimmung, und dann sind da am Freitagmorgen ja auch noch die Wünsche der Fotografen: Bitte alle recht freundlich! Dann aber nichts wie rein in die gute Stube – die in diesem Falle ein 13 Meter langer Bauwagen ist und Hechingens Bürgermeister Philipp Hahn frohlocken lässt: „Das habt ihr super gemacht!“ Hier, an der Albert-Schweitzer-Schule sprechen sie freilich nicht vom „Bauwagen“, sondern vom „Schul-Natur-Erlebnis-Wagen“.
+++ Jetzt kostenlos abonnieren: der ZAK-Whatsapp-Kanal +++
Als bislang einzige Schule im Zollernalbkreis bietet die Albert-Schweitzer-Schule mit ihm künftig ein Klassenzimmer in der Natur, draußen jedenfalls, hinter dem Schulkomplex.
© Michael Würz
Der Hechinger Architekt Raimund Mantei (2. von links) übergibt den symbolischen Schlüssel an Rektor Sven Kremer (8. von rechts). Mit dabei: Vertreter der Hechinger Gemeinderatsfraktionen, Bürgermeister Philipp Hahn (5. von links) und die Erste Beigeordnete der Stadt, Dorothee Müllges (2. von rechts).
Natur pur vermittelt bei der offiziellen Einweihung am Freitagmorgen dann nicht nur das Sauwetter, sondern vor allem der herrlich riechende Duft von Holz im Inneren des Wagens – der im Übrigen hochmodern ausgestattet ist: Von einer Tafel fehlt jede Spur, dafür prangt ein großer Flachbildschirm an der hölzernen Wand. Er soll aber bitte auch der einzige Bildschirm bleiben: Anstatt aufs Handy zu starren, sollen die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit in der Natur verbringen, sie mit allen Sinnen erfahren. Für Rektor Sven Kremer, der auch Vorsitzender des NABU in Mössingen ist, ist das ein Herzensanliegen. Eines, mit dem er sowohl Bürgermeister Philipp Hahn wie auch Architekt Raimund Mantei in kürzester Zeit hatte begeistern können.
© Michael Würz
Für kalte Wintertage haben sie einen Kaminofen eingebaut: Erst wenn der knistert, geht es an die Mathe-Aufgaben.
Ganz euphorisch schwärmt Mantei von dem Projekt und erklärt schon mal, wo auf dem Gelände noch Platz für einen zweiten Wagen wäre (und für den es laut Bürgermeister Philipp Hahn formell auch bereits eine Baugenehmigung gibt). Entstanden war die Idee übrigens 2022, als es um den Schulentwicklungsplan ging. „Sie wurden ganz entsprechend Ihrer Dienstbezeichnung ‚Rektor‘ zum Spiritus Rector des Vorhabens, zum treibenden, leitenden und belebenden Geist“, sagte Bürgermeister Philipp Hahn am Freitag zu Rektor Sven Kremer.
Die Idee kam noch zur rechten Zeit
Der wiederum freute sich, dass die Idee wohl noch zur rechten Zeit gekommen war – angesichts der prekären Haushaltslage scheint fraglich, ob die 280.000 Euro für das Projekt heute noch drin wären. Doch der Wagen steht – und begeistert auch die Mitglieder des Gemeinderats.
Mathe, Tiere und Wetter: Eine Klasse lernt künftig einmal pro Woche draußen
Geplant ist laut Rektor Kremer, dass künftig eine Klasse der Albert-Schweitzer-Schule einen Vormittag pro Woche draußen unterrichtet werden soll. Dort, wo nicht nur Mathe-Aufgaben gelöst, sondern auch Tiere beobachtet werden können und „das Wetter erfahren werden kann“. Die Gäste der Feierstunde allerdings durften nach dem Fototermin schnell wieder zurück in die warme Schule – wo aufgrund des „unwirtlichen Wetters“ auch der Festakt stattgefunden hatte.
