Turnen

Silberdistel-Cup lockt die Turnerinnen: Hartmut Rall im großen Interview

09.03.2024

Von Larissa Bühler

Silberdistel-Cup lockt die Turnerinnen: Hartmut Rall im großen Interview

© Moschkon

Hartmut Rall ist Vorsitzender des TSV Ebingen.

In einer Woche ist es so weit: Der Silberdistel-Cup des TSV Ebingen geht in die sechste Runde. Zum Turnwettkampf in der Mazmannhalle werden wieder einige Vereine erwartet – und auch die Gastgeberinnen wollen überzeugen.

Rasant hat sich der Vorbereitungswettkampf in der Ebinger Mazmannhalle im Kalender etabliert. Jahr für Jahr kommen die Vereine aus dem schwäbischen Raum, um ihre Form zu testen. Genau sechs Wochen liegen in diesem Jahr zwischen dem Silberdistel-Cup und dem Auftakt in die Wettkämpfe von der Ober- bis zur Bezirksliga. Um den Teilnehmerinnen eine bestmögliche Generalprobe zu ermöglichen, arbeiten der TSV-Vorsitzende Hartmut Rall und das gesamte Organisationsteam im Vorfeld akribisch.

Herr Rall, fangen wir doch erst einmal ganz allgemein an: Wie laufen die Vorbereitungen?

Hartmut Rall: Es ist der sechste Silberdistel-Cup, die Organisation ist da mittlerweile weitestgehend Routine – trotz Veränderungen im Team. Beispielsweise lebt Alice Thoma in Meßkirch und ist beim TSV von ihren Aufgaben als Turnschulleiterin zurückgetreten. Ihre Nachfolgerin ist Evelyn Karsten, sie hat im Organisationsteam auch ihre Aufgaben wie die Ausschreibung übernommen. Das haben sie jetzt dieses Jahr noch mal zum Übergang zusammen gemacht. Aber insgesamt laufen die Vorbereitungen gut, nachdem wir anfangs Probleme bei der Terminsuche hatten.

Wo lagen die Schwierigkeiten?

Es war nicht einfach, einen optimalen Termin zu finden. Wir haben ein paar Termine angefragt – aber entweder war die Mazmannhalle dann schon belegt oder es lag ungeschickt mit den Ferien. Wir haben uns dann für Samstag, 16. März, entschieden, obwohl es mit dem DTB-Pokal in Stuttgart kollidiert. Das ist eben eine Veranstaltung, wo viele Sportler auch als Zuschauer vor Ort sind. Es war für uns aber trotzdem der einzige Termin, der wirklich infrage kam. Wir haben unsere üblichen teilnehmenden Vereine im Vorfeld deshalb extra angeschrieben, ob sie ein Problem mit dem Termin sehen. Das war noch mal ein Zusatzaufwand, den wir leisten mussten. Aber bis auf einen Verein haben alle gesagt, dass sie trotzdem sehr gerne wieder kommen.

Wie sind die Aufgaben im Organisationsteam verteilt?

Wir sind ein Team von sechs Leuten. Evelyn Karsten kümmert sich um die Sportliche Abwicklung, Fillis Ohngemach um das Catering. Und gemeinsam sind sie auch für die Helfer zuständig. Beim Catering mit dabei ist auch Tilman Albrecht, der zudem mit Rudi Hotz für die Geräte und die Hallenausstattung zuständig ist. Um die allgemeine Organisation kümmern sich Helmut Wacker und Jasmin Thiede und ich bin für Sponsoring, Geschenke, Schriftverkehr und Auswertung verantwortlich. Im Vorfeld haben wir dann eigentlich immer fünf Sitzungen.

Wie ist der zeitliche Ablauf bei den Vorbereitungen?

Wir haben unsere To-do-Liste. Zuletzt ging es dabei auch um die Vorbereitungen für das Catering. Wenn dann der Meldetermin vorbei ist, haben wir eine genaue Zahl, wie viele Kinder da sind. Da geht es noch um die Organisation der Geschenke und der T-Shirts. Die Abstimmung mit den Sponsoren und so weiter ist natürlich schon davor erledigt. Die Abläufe sind da jedes Jahr gleich, nur die Teilnehmerzahl fordert eben immer noch eine gewisse Improvisation. Da muss dann geklärt werden, wo die entsprechenden Geräte herkommen.

Und wie viele Helfer sind dann am Wettkampftag im Einsatz?

Etwa zehn Leute kümmern sich schon am Vortag um den Geräteaufbau. Dann haben wir mehrere Schichten mit je fünf Helfern im Catering. In der Halle brauchen wir jemanden für die Musik, die Versorgung der Kampfrichter und so weiter. Und dann eben auch wieder das Team beim Abbauen. 30 bis 40 Leute sind da jedes Jahr im Einsatz.

Was macht den Silberdistel-Cup so besonders?

Am Anfang der Saison gibt es praktisch keine Wettkämpfe. Aber unsere eigenen Turnerinnen wollten gerne vor dem ersten Ligaeinsatz, der normalerweise immer im April ist, gerne einen Wettkampf absolvieren – und deshalb haben wir den Silberdistel-Cup ins Leben gerufen. Wir haben viel Zuspruch von den Vereinen unterhalb der Oberliga bekommen. Die Turnerinnen haben einfach noch mal die Möglichkeit, ihre Übungen zu testen. Auch der Ablauf ist ja speziell. Es gibt auch dieses Jahr erst die Qualifikation; die besten Turnerinnen an jedem Gerät turnen dann abends noch mal im Finale. Und da gibt es für die ersten Drei ein Preisgeld. Das gibt es sonst – abgesehen von den Elite-Wettkämpfen – eigentlich nicht. Deswegen hat es einen besonderen Anreiz, da sieht man im Finale noch mal richtig tolle Übungen.

Wie sehen dann die Ziele der Ebinger Turnerinnen aus?

Wir waren letztes Jahr erfolgreich, hatten zwei Siegerinnen und ein paar Podestplätze. Unsere Ligaturnerinnen können da sehr gut mitmischen. Wir erhoffen uns natürlich auch dieses Jahr wieder Podestplätze, aber es geht sportlich insgesamt gut zu.

Thema Ligaturnerinnen – wie laufen die Vorbereitungen auf die Verbandsliga-Saison?

Wir haben eine gute, aber eben auch recht kleine Truppe. Einige Turnerinnen sind da immer wieder unterwegs, mit Lena Maier weilt eine zum Beispiel gerade auch in den USA. Wir haben deshalb nicht immer die allerbeste Besetzung hier vor Ort. Aber trotzdem läuft die Vorbereitung richtig gut, auch mit der neuen Halle. Zuvor sind die Turnerinnen regelmäßig nach Schömberg zum Training. Das war zeitlich und finanziell natürlich schon aufwendiger, aber sie hatten dort gute Trainingsbedingungen.

Seit September hat der TSV nun seine Kunstturnhalle. Wie wirkt sich das aus?

Das war zuvor keine leichte Situation. Unsere Trainingsabende haben sich auf viele Hallen verteilt. Aber Turnen ist eben auch abgucken, unterstützen, die Großen helfen den Kleinen . . . Da nicht mehr gemeinsam trainiert werden konnte, ist die Turnschule immer kleiner geworden. Es sind immer mehr Kinder abgesprungen. Im Gymnastikraum der Mazmannhalle konnte man beispielsweise auch gar kein Gerät aufstellen. Jetzt haben wir unsere neue Halle – und seither haben wir auch wieder einen Schub. Die Kinder haben wieder eine Heimat, sie gehen da gerne hin. Und auch für die Eltern ist es weniger Aufwand. Das gesamte Training der Turnschule ist jetzt in unserer eigenen Halle – kürzlich wurde auch noch eine Anlaufbahn für den Sprung beschafft. In der neuen Halle können die Athleten so oft sie wollen trainieren, das macht schon auch etwas aus – gerade am Samstag oder Sonntag. Ich habe auch schon am Wochenende mal gesehen, dass einfach zwei, drei Turnerinnen da sind und für sich trainieren. Das hat schon einen Effekt. Und wir überlegen jetzt auch schon, wie wir das weiter optimieren können.

Inwiefern?

Wir planen einen Ausbau der Halle. Wir haben bei der Firma Benz die Planung einer Bewegungslandschaft in Auftrag gegeben. Die Pläne haben wir zuletzt angeguckt. Wir wollen schon gerne investieren mit dieser Bewegungslandschaft im zweiten Hallenteil. Wir hoffen, dass wir das finanziert bekommen, das ist schon eine richtige Nummer. Da müssen wir alle Register ziehen.

Wie sieht es bei der Nachwuchsgewinnung aus?

Man merkt die neue Halle, wir haben da einen Schub festgestellt. Insgesamt läuft die Nachwuchsgewinnung bei uns bislang am ehesten über Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir planen aber in Kürze auch eine Sichtung. Davor gibt es erst einmal noch einen Übungsleiter-Workshop, da werden wir dann Ende März auch über das Thema Nachwuchs sprechen.

Die Turnschule des TSV wurde mit dem Qualitätssiegel in Silber ausgezeichnet. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Gewisse Dinge müssen da einfach sichergestellt werden. Die Jahrgänge, die Turnschulklassen müssen alle besetzt sein. Auch die richtigen Trainer und deren Ausbildung spielen natürlich eine Rolle. Wir machen das im bestmöglichen Rahmen. Die Turnschule ist ein Qualitätsmerkmal und sagt einfach aus, dass der TSV Ebingen da verlässliche Arbeit leistet. Darum bemühen wir uns alle zwei Jahre, wenn man sich wieder neu bewerben muss.

Wo liegen die Herausforderungen für die Zukunft – gerade auch mit der kleinen Ligamannschaft?

Es dauert Jahre, bis man eine Mannschaft zusammen hat, die höherklassig turnen kann. Die Mädchen müssen im gleichen Alter sein, sie müssen sich gut verstehen, sie müssen einen langen Weg miteinander gehen. Und da sollte eben möglichst wenig Schwund sein. Es ist natürlich auch Glücksache, was man für Talente in den Jahrgängen hat. Aber es ist auch eine Sache der Trainer. Wir haben sehr gut ausgebildete, junge Trainerinnen – wenn die dann jedoch nach dem Abitur zum Studieren gehen, haben wir wieder einen Wechsel. Die Kontinuität bei den Trainern zu schaffen, ist ein ganz schwieriges Thema. Wir sind natürlich sehr zufrieden mit unseren Trainerinnen, das sind junge, engagierte Damen. Aber unter Umständen fehlen sie dann eben auch wieder. Da müsste man eventuell mal über eine hauptamtliche Anstellung nachdenken. Jedoch sind wir diesbezüglich von unseren Möglichkeiten noch nicht so weit. Aber auch an solchen Dingen arbeiten wir. Zeitlich ist es natürlich ein großer Aufwand. Dreimal pro Woche sollte man schon trainieren, um als Turner weiterzukommen. Die wirklich guten Athleten trainieren mindestens fünfmal pro Woche.

Terminlich wanderte der Silberdistel-Cup des TSV Ebingen in den vergangenen Jahren im Kalender. 2022 fand das Event – noch unter strengen Corona-Richtlinien – im Februar statt, 2023 wurde dann Anfang April geturnt. In diesem Jahr ist es am Samstag, 16. März, so weit. Was jedoch bleibt, sind die Turnerinnen, die das TSV-Event als Generalprobe vor dem Ligastart nutzen.
Akribisch arbeiten die Ebinger in der Vorbereitung, um den Teilnehmerinnen kommende Woche einen reibungslosen Ablauf zu generieren. Dabei können sie sich auch auf die Unterstützung ihrer Sponsoren verlassen. Die Stadt Albstadt übernimmt einen Teil der Technikkosten, „unsere Titelsponsoren sind Gustav Daiber, Ski und Sport Mabitz, CompData und Volksbank Albstadt“, zählt der TSV-Vorsitzende Hartmut Rall auf. „Diese vier Sponsoren spenden die Preisgelder für die vier Gerätefinals.“
Diese sind am Veranstaltungstag das Highlight. Am Vormittag geht es für die Teilnehmerinnen los, die besten vier an jedem Gerät qualifizieren sich abends für das Finale. In diesem konnten vergangenes Jahr auch die Ebingerinnen in der Mazmannhalle überzeugen: Lena Maier holte den Sieg am Schwebebalken, Annalena Henne und Angelina Buling schafften es im Sprung aufs Treppchen. Und auch in diesem Jahr will der TSV vorne mitmischen.

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