Turnen

TSG Balingen kämpft um Klassenerhalt: Katja Bisinger und Oliver Merz im großen Interview

27.04.2024

Von Larissa Bühler

TSG Balingen kämpft um Klassenerhalt: Katja Bisinger und Oliver Merz im großen Interview

© Moschkon

Katja Bisinger und Oliver Merz sind bereit für die Saison.

Die Turnerinnen der TSG Balingen starten in die Drittliga-Saison. Katja Bisinger und Oliver Merz, die mit Denise Meboldt und Jessica Bader das Trainerteam bilden, freuen sich auf den Auftakt.

Heute ist es so weit. In Buttenwiesen starten die Drittliga-Turnerinnen der TSG Balingen in eine neue Saison. Wieder wartet hochkarätige Konkurrenz, für die Kreisstädterinnen geht es erstmal nur um den Klassenerhalt.

Frau Bisinger, wie haben die Balinger Turnerinnen die vergangenen Monate verbracht?

Katja Bisinger: In den vergangenen Wochen haben wir versucht, neue Elemente zu erlernen, um die Ausgangswerte am ein oder anderen Gerät noch erhöhen zu können. Dafür sind wir kürzlich nach Tübingen gefahren, um unter besseren Bedingungen und mit Schnitzelgrube trainieren zu können. Für die Turnerinnen, deren Eltern und natürlich für uns als Trainerteam ist das ein hoher Aufwand. Anders kommen wir aber mittlerweile einfach nicht mehr weiter. Jetzt können wir aber wieder einige Monate nicht in Tübingen trainieren, da das Semester dort begonnen hat.

Wie ist die aktuelle Form der Turnerinnen, Herr Merz?

Oliver Merz: Insgesamt sind unsere Mädels körperlich fit. Die intensive Vorbereitung und die zusätzlichen Trainings machen sich bemerkbar. Auch die mentale Form ist zufriedenstellend. Die Turnerinnen sind sehr motiviert, aber natürlich auch nervös vor der neuen Saison.

Blicken wir noch mal kurz zurück auf 2023. Wie fällt Ihr Saisonfazit aus?

Bisinger: Wir haben die Saison auf dem vierten Platz beendet, soweit vorne waren wir noch nie. Und das, obwohl wir zu Beginn der Saison durch den Ausfall von Sonja Lubitz auf eine unserer stärksten Vierkämpferinnen verzichten mussten. Die Turnerinnen haben eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt, das hat sich ausgezahlt. Darauf sind wir sehr stolz.

Wie lauten die Ziele für 2024?

Merz: Unser klar formuliertes Ziel heißt Klassenerhalt in der Bundesliga! Auf welchem Platz wir letztendlich landen werden, wird sich über die nächsten vier Wettkämpfe im laufenden Jahr zeigen. Der erste Wettkampf wird hier Klarheit bringen und zeigen, ob wir mit den anderen Vereinen mithalten können. Durch die ein oder andere Verschiebungen in der Liga rücken insgesamt drei Vereine in die Bundesliga nach. Mit Kempten und den Turnerinnen aus Hoheneck sind wir bereits vertraut und kennen diese aus der Vergangenheit. Die Turnerin von Wetzgau können wir schlecht einschätzen, da wir diese nie direkt im Vergleich mit uns turnen sehen. Wir sind gespannt.

Janine Kern hat ihre Karriere beendet. Macht sich ihr Fehlen schon bemerkbar?

Bisinger: Janine war von ihrer ersten bis zur letzten Saison eine absolute Leistungsträgerin und Punktegarantin an mehreren Geräten. Ihr Fehlen wird sich definitiv bemerkbar machen und uns den ein oder anderen Punkt in der Gesamtwertung kosten, das ist klar. Wir gönnen Janine ihr Karriereende aber von Herzen, das hat sie sich mehr als verdient. Wir haben ein starkes Team zusammengestellt und auch talentierte junge Turnerinnen, die die Lücke so gut wie möglich schließen werden.

Wie setzt sich das Team zusammen?

Merz: Die Stammturnerinnen im diesjährigen Kader sind Sonja Lubitz, Luisa Schneider, Antonia Maurer, Florine Wörz, Carolin Walz, Lani Gruber und Anna-Maria Netzer. Die beiden Letzteren sind die Jüngsten im Team und haben im vergangenen Jahr noch teilweise für die Oberliga geturnt. In dieser Saison werden sie voll für die Bundesliga im Einsatz sein. Anna Wager, Katharina Bisinger, Lilly Wolf und Laura Schatz stehen als Ersatzturnerinnen zur Verfügung. Wir sind außerordentlich stolz, nur Turnerinnen aus den eigenen Reihen in der Bundesliga, beziehungsweise der Oberliga schicken zu können. Dies ist im Vergleich zu vielen anderen Vereinen ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Viele andere Mannschaften kaufen sich für Wettkämpfe Turnerinnen aus dem Ausland oder von anderen Vereinen ein. Wir greifen hier nur auf eigene Turnerinnen aus der TSG-Familie zurück. Dies zeigt auch die tolle Nachwuchsarbeit bei uns in der Turnabteilung.

Und gibt es Veränderungen im Trainerteam?

Merz: Das Trainerteam hat sich nicht verändert und besteht nach wie vor aus Katja Bisinger, Denise Meboldt, Jessica Bader und mir, Oliver Merz.

Wie schätzen Sie die Drittliga-Konkurrenz ein?

Bisinger: Zur Konkurrenz lässt sich aktuell noch nicht viel sagen. Wir wissen nicht, mit welchen Turnerinnen die gegnerischen Mannschaften antreten werden, wie sie sich im vergangenen Jahr weiterentwickelt haben oder ob ausländische Turnerinnen an den Start gehen.

Die zweite Mannschaft geht in der Oberliga an den Start. Wie sehen hier die Ziele aus?

Merz: Auch in der Oberliga streben wir den Klassenerhalt an. Mit guten Leistungen in den Wettkämpfen können wir uns gegebenenfalls im Mittelfeld platzieren, wobei wir auch hier nicht wissen, wie die anderen Mannschaften auflaufen werden. Der Wegfall von Anna-Maria und Lani aus der Oberliga-Mannschaft wird sich definitiv auch bemerkbar machen, aber das Team zeigt momentan starke Leistungen im Training und ist hochmotiviert, sodass wir dennoch fünf starke Turnerinnen an jedem Gerät einsetzen können.

Welche Turnerinnen bilden die zweite Mannschaft?

Bisinger: Wir haben eine Mischung aus erfahrenen Turnerinnen und auch Liga-Neulingen, die in der Oberliga an die Geräte gehen werden. Zu den erfahrenen Turnerinnen gehören Katharina Bisinger, Laura Schatz, Lilly Wolf und Anna Wager, die alle vier auch Ersatzturnerinnen in der Bundesligamannschaft sind. Auch Iduna Walch, Cosima Lork und Matilda Hoffmeister haben schon Erfahrungen in der Oberliga gesammelt. Neu im Team sind in diesem Jahr die Nachwuchsturnerinnen Kristina Tortora und Evelyn Krieger.

Wie lauten langfristig die Ziele der Turnabteilung?

Merz: Das langfristige Ziel der Turnabteilung wird sein, weiterhin im Ligabetrieb der Oberliga und der Bundesliga teilzunehmen und erfolgreich hieraus hervorgehen. Uns ist es nach wie vor sehr wichtig, auch den Breitensport abzudecken und zu fordern. Wir sind stolz auf unseren Nachwuchs und die vielen Trainer und Trainerinnen, welche die Turnerinnen auf die Liga vorbereiten. Wir sehen aber auch ganz klar unseren Auftrag, das Turnen in die breite Fläche zu tragen. Damit wir auch zukünftig starke Leistungen erbringen können, muss sich an unsere Trainingssituation schnellstmöglich etwas ändern. Wir benötigen ganz dringend eine eigene Schnitzelgrube mit feststehenden Geräten. Allein der Auf- und Abbau in der Trainingszeit beträgt circa 30 bis 35 Minuten. Dies ist wichtige Trainingszeit, welche den Turnerinnen effektiv am Gerät fehlt. Zudem wird das Verletzungsrisiko durch eine eigene Schnitzelgrube stark minimiert und wir können uns hier an schwierigere Teile wagen, welche wir ganz klar auch in der Liga brauchen, um künftig erfolgreich zu sein.

Nachwuchsgewinnung ist in vielen Vereinen ein Dauerthema. Wie sieht es bei der TSG aus, sind Sie zufrieden mit den Zahlen? Gibt es besondere Maßnahmen?

Bisinger: Unser Nachwuchstrainerteam veranstaltet jedes Jahr nach den Sommerferien ein Schnuppertraining, das immer sehr gut besucht ist. Dort werden Mädels im Alter von fünf bis sieben Jahren ausgewählt, die probeweise in der Leistungsgruppe trainieren. Momentan haben wir mit fast 40 Turnerinnen ein großes Nachwuchsteam und können in allen Jugenden mit einer oder mehreren Mannschaften bei Wettkämpfen antreten. Das funktioniert nur, weil wir ein stabiles Trainerteam im Nachwuchsbereich haben, darunter auch viele unserer Ligaturnerinnen. Es ist schön zu sehen, dass sich die Älteren für die Jüngeren engagieren und dem Verein treu bleiben wollen.

Es steht in der 3. Liga auch wieder ein Heimwettkampf im Oktober an. Wie viel Arbeit bringt das mit sich?

Merz: Die Organisation für den Wettkampf hat bereits begonnen. Diverse Abstimmungen direkt mit der Deutschen Turnliga waren bereits notwendig. Die Halle wurde reserviert. Zudem haben wir einen Leihvertrag für die Geräte für den Wettkampf mit dem Ausrichter Spieth abgeschlossen. Dies bedeutet, am Wettkampftag, alle Geräte über die Tribüne in die Halle zu tragen, hier sind wieder viele Helfer im Einsatz. Alle weiteren Schritte der Planung erfolgen in der zweiten Jahreshälfte. Hier können wir uns auf unser Orga-Team verlassen. Jeder hat sein Fachgebiet, hier hilft Jung und Alt. Darauf sind wir stolz!

Welche Bedeutung hat es für die Turnerinnen, auch einen Wettkampf in Balingen zu absolvieren?

Merz: Ein Heimwettkampf ist für eine Turnerin und uns Trainer immer ein ganz besonderes Ereignis. Die eigenen Übungen vor heimischem Publikum zu zeigen, spornt an. Im ersten Moment sind die Turnerinnen oft ein wenig nervös. Das legt sich in der Regel schnell und man geht mit Freude in solch einen Wettkampf.

Wie viel Arbeit ist pro Woche nötig, um mit dem Niveau in der 3. Liga mitzuhalten?

Bisinger: Aktuell trainieren wir drei Mal pro Woche für zwei bis drei Stunden, in der Vorbereitung oder in den Ferien kommt manchmal ein viertes Training dazu. Um langfristig in der 3. Liga mitmischen zu können, müssten wir das Trainingspensum allerdings erhöhen, was nur mit einer entsprechenden Halle Sinn macht. Neben den Trainings hat das Trainerteam auch noch einen hohen Organisationsaufwand – Besprechungen, Meldung zu Wettkämpfen, Kampfrichtereinteilung, Geräteversorgung, Bodenmusiken, und und und. In unserem Team übernehmen diese Aufgaben vor allem Denise und Oli, dafür sind wir alle sehr dankbar.

Heute Nachmittag beginnt in Buttenwiesen die neue Saison für die Drittliga-Turnerinnen. Einen Großteil der Konkurrenz kennen die Balingerinnen noch aus der Vorsaison, als sie hinter Kirchheim unter Teck, aber vor dem TurnTeam Schwaben, dem SV Hülben und der TSV Unterföhring landeten. Aus Liga zwei kam der KSV Hoheneck, komplettiert vom TV Wetzgau, Meister der Regionalliga Süd, und dessen Vize TV Kempten. Für beide geht es wie für die TSG in erster Linie um den Klassenerhalt.
Dafür wäre ein guter Saisonstart ein erster Schritt. „In Buttenwiesen sollen die Turnerinnen sauber durch ihre Übungen kommen und sicher ihre neuen Teile präsentieren“, betont TSG-Trainerin Katja Bisinger. „Alles weitere bleibt erstmal eine Überraschung.“ Der erste Wettkampf ist grundsätzlich immer eine Standortbestimmung. „Schön wäre, wenn wir mindestens eine Mannschaft hinter uns lassen würden. Und dann zählt natürlich wie immer vor allem auch der Spaß am Turnen und das Mannschaftserlebnis. Darauf freuen wir uns am meisten!“, betont Bisinger.
Nach dem Auftakt in Buttenwiesen müssen die Balingerinnen bis zum 13. Juli warten, ehe es in Waging weiter geht. Am 5. Oktober findet dann der Heimwettkampf in Balingen statt, zum Rundenabschluss geht es am 10. November nach Esslingen.

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