Albstadt

Vom Bildschirm ins Albstadion: Schiedsrichter-Influencer „Qualle“ kommt nach Ebingen

21.04.2024

Von Jelena Marjanov

Vom Bildschirm ins Albstadion: Schiedsrichter-Influencer „Qualle“ kommt nach Ebingen

© FuPer GmbH

Pascal Martin alias „Qualle“ setzt sich auf und neben dem Platz für mehr Respekt im Fußball ein.

Pascal Martin, besser bekannt als „Qualle“, kommt nach Albstadt-Ebingen. Der Influencer, der sich auf Instagram, TikTok und YouTube für mehr Respekt auf dem Fußballplatz und für die Schiedsrichtertätigkeit einsetzt, ist am 4. Mai beim FV Rot-Weiß Ebingen zu Gast. Was geplant ist, wieso der 22-Jährige die Social-Media-Welt bei seinen Spielen mitnimmt und was er sich von seinem Besuch in Ebingen erhofft.

Angestoßen hat die Idee Jugendtrainerin Sarah Müller, wie Michael Schleich, erster Vorsitzender des FV Rot-Weiß Ebingen, im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER erzählt. „Ich selbst kannte ihn nicht, ich musste erst meine Kinder fragen“, erzählt Schleich und lacht. „Die haben sofort gesagt: ‚Ja klar, der ist doch bekannt.‘“

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Ursprünglich war geplant, dass „Qualle“ ein Spiel beim FV Rot-Weiß Ebingen pfeift. „Dann haben wir uns gedacht, wir könnten doch den ganzen Tag mit ihm nutzen“, so Schleich. Nachdem die Stadt zugesagt hatte, dass der Verein das Albstadion nutzen darf, ging es an die Planung. Bislang stehen zwei Spiele, ein Workshop, eine Autogrammstunde und zahlreiche Stationen für die Kinder wie beispielsweise Torwandschießen auf dem Programm. Los geht’s um 10.30 Uhr mit einem Spiel der D-Juniorinnen. Später folgt dann ein Workshop mit dem Schiedsrichter-Influencer.

Workshop soll sensibilisieren

Dort möchte der 22-Jährige den Kindern das Thema Respekt auf dem Fußballplatz näherbringen, erklärt Managerin Vlorjana Reqica unserer Zeitung. „Er bezieht die Kinder bei Sketches mit ein, spielt Situationen vom Platz mit ihnen nach und schaut, wie sie reagieren“, sagt sie. Dabei gebe er den Kindern auch Tipps, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten können und beantwortet ihre Fragen. „Er ist auf einer Ebene mit den Kindern, unkompliziert und sehr nahbar“, erklärt die Managerin. Da viele Kinder die Macht des Wortes unterschätzen würden, wolle er im Workshop ein Bewusstsein für den respektvollen Umgang miteinander schaffen.

„Unsere Erfahrung ist, dass sich das Verhalten bei allen Kindern nach dem Workshop bessert“, so Reqica. Es gebe weniger Beschimpfungen und einige würden danach sogar selbst Schiedsrichter werden wollen. „Er ist mittlerweile für viele ein Vorbild“, sagt sie. Sinnvoll seien die Workshops für Kinder ab Bambini-Alter. Aber auch Erwachsene dürften daran teilnehmen, heißt es.

Wer mitmachen möchte, muss sich im Voraus beim FV Rot-Weiß Ebingen (kontakt@rwebingen.de) kostenpflichtig anmelden. Es gebe zwar keine richtige Maximalzahl, da notfalls auch ein zweiter Workshop möglich wäre, aber grundsätzlich könnten pro Workshop 100 Kinder teilnehmen. „Dann können auch alle alles hören und mitmachen“, sagt die Managerin.

Einnahmen kommen der Vereinsjugend zugute

Die Workshop-Einnahmen werden übrigens zwischen „Qualle“ und dem Verein aufgeteilt, heißt es. „Wir wollen mit der Veranstaltung nicht reich werden“, betont Michael Schleich. Der Tag sei für die Jugend gedacht, man wolle den Kindern ermöglichen, in den Sport hineinzuschnuppern: „Wir hoffen, dass wir danach mehr Schiris und Spieler haben“, so der Vorsitzende. Schon jetzt erhalte der FV Rot-Weiß Ebingen positive Reaktionen auf das geplante Event und die ersten Anmeldungen seien bereits da. Von einem Teil der Vereinseinnahmen würden Bälle, Trikots, und alles, was es für den Kicker-Nachwuchs braucht, gekauft.

Vom Bildschirm ins Albstadion: Schiedsrichter-Influencer „Qualle“ kommt nach Ebingen

© FuPer GmbH

„Qualle“ besucht vor allem Kinder- und Jugendmannschaften und versucht, ihnen ein Bewusstsein für den respektvollen Umgang miteinander zu vermitteln.

Nach dem Workshop findet gegen 15.15 Uhr das Spiel der männlichen C-Jugend statt. Wer spielt, entscheidet der Verein, so Vlorjana Reqica. „Der Verein verwaltet auch die Anmeldungen, wir rechnen erst im Nachgang ab“, heißt es. Damit wolle man den Vereinen Freiraum geben. „Qualle“ könne das Ganze zwar nicht kostenlos machen, da er seine Ausgaben wie Anfahrt, Übernachtung, et cetera decken muss, aber man halte die Kosten so gering wie möglich. „Der Verein kann dadurch das Event mitfinanzieren und Spieler sowie Schiris gewinnen“, erläutert Reqica.

Was sich Pascal Martin vom Tag in Ebingen erhofft

Und „Qualle“ selbst? Der freut sich riesig auf den Tag beim FV Rot-Weiß Ebingen, wie er gegenüber unserer Zeitung sagt. Er erhofft sich, dass einige Kinder nach dem Workshop Schiedsrichter werden wollen. Und dass sowohl Kinder als auch Eltern nach diesem Tag Einsicht zeigen: „Dass sie sagen, ‚Hey Qualle, du hast recht, es muss sich was ändern, es ist wirklich schade, was hier passiert‘“, erklärt der 22-Jährige.

Denn der Influencer kann aus Erfahrung sprechen. Als Kind hat er selbst Fußball gespielt, war Torwart. Nachdem er von seinen Mannschaftskollegen gemobbt und gehänselt wurde, hatte nicht mehr so richtig Lust zu spielen. „Ich wollte aber sportlich was machen und bin so darauf gekommen, Schiri zu werden.“

Seit seinem 14. Lebensjahr pfeift er Spiele in unterschiedlichen Ligen, war auch schon bei den Herren in der Landesliga als Unparteiischer auf dem Platz. Mittlerweile pfeift er aber nur noch Jugendspiele – und nimmt die Social-Media-Welt seit etwa zweieinhalb Jahren auf seinen Instagram- und TikTok-Accounts quallexd001 sowie auf seinem YouTube-Kanal QualleXD dabei mit.

@quallexd001 Krank sowas oder?… #schiedsrichter #qualle #fyp #fussballliebe #allezusammen #allesgeben️ #kämpfen #ziel #traum #bundesligatiktok #kreisligamomente #kreisligalegende #jugendfussball #viral #kreisligaalltag #kinderfussball #bundesligafakten ♬ Originalton - QualleXD

Logisch, dass es während seiner Schiedsrichter-Laufbahn Highlights, aber auch unschöne Momente gab. „Jedes Spiel bringt positive und negative Bilder mit sich“, erklärt Pascal Martin. „Was mir aber bis heute im Kopf geblieben ist, ist das Battle-of-the-Socials-Spiel im Stadion des FSV Mainz 05 oder die Eligella Cups, die ich gepfiffen habe und mein allererster Platzsturm, bei dem die Zuschauer auf mich zugerannt sind.“

Als 15-jähriger Schiri angegriffen worden

Mit Battle of the Socials meint der 22-Jährige ein Event, bei dem Internet-Stars wie „Knossi“ oder Elias Nerlich in Teams auf dem Platz gegeneinander angetreten sind. Die Teams konnten jeweils live auf Instagram, TikTok, Twitch und YouTube verfolgt werden. Streamer Elias Nerlich (eliasn97) war es auch, der die Eligella Cups ins Leben gerufen hat – ein Hallenfußball-Turnier mit Streamer-Größen und teilweise auch erfahrenen Fußball-Spielern, das auf der Streamingplattform Twitch live übertragen wird.

Geprägt hat Pascal Martin, wie „Qualle“ mit bürgerlichem Namen heißt, besonders eine Situation: „Als 15-jähriger Schiri wurde ich von einem Spieler auf dem Platz angegriffen, weil ich die rote Karte gezeigt hab, das war nicht so eine schöne Aktion“, erinnert er sich. „Aber das hat mir gezeigt, dass was getan werden muss und das hat mir auch die Motivation gegeben, weiterzumachen.“

Botschaften auf Instagram, TikTok und Co. statt altmodischer Plakate

Darum nehme er die Leute nun auch auf Social Media mit. „Ich finde, dass das Thema viel zu wenig aufgegriffen und gezeigt wird“, so der Influencer. Er glaube, dass durch die Arbeit im Internet viel mehr junge Leute darauf aufmerksam gemacht werden können. „Kein Kind bleibt vor einem Plakat stehen, auf dem in schwarz-weiß steht ‚Werde Schiedsrichter‘, die schauen sich das eher auf TikTok, Instagram oder YouTube an“, findet er.

Deshalb besuche er vor allem Kinder- und Jugendmannschaften, weil man „genau diese Leute in der Schiedsrichtertätigkeit braucht“. Kinder könne man auch noch dazu bringen, sich zu ändern, sagt er. „Wenn ich in ein Erwachsenenspiel gehe oder einen Erwachsenen-Workshop halte, dann hören sich das davon vielleicht 15 oder 20 Prozent an und die anderen denken sich ‚Was will uns der Junge da vorne eigentlich erzählen? Ich bin doch viel älter‘, bei Kindern weiß ich einfach, die hören zu, die interessieren sich dafür und die haben Bock.“

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